Wettbewerb um qualifizierten Nachwuchs
"Technische und energetische Themen gewinnen an Bedeutung"Uwe Eichner im Gespräch
Uwe Eichner ist Vorstandsvorsitzender der GAG Immobilien AG. Das Wohnungsunternehmen bewirtschaftet rund 42.000 Wohnungen in Köln. Auch auf Verbandsebene trägt Uwe Eichner als Vorsitzender des Fachausschusses für Berufliche Bildung Verantwortung für die Ausbildung des Nachwuchses.
Frage: Herr Eichener, würden Sie kurz erklären, was zu den Aufgaben des Fachausschusses für berufliche Bildung gehört?
Eichner: Der Ausschuss befasst sich mit allen Fragen der Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft. Das betrifft zunächst einmal die Rahmenbedingungen für den Ausbildungsberuf „Immobilienkaufmann und –kauffrau“ sowie die Fortbildungsabschlüsse wie etwa „geprüfter Immobilienfachwirt und –fachwirtin“. In enger Zusammenarbeit mit dem Gesetzgeber und den Sozialpartnern, das heißt unserem Arbeitgeberverband, den Gewerkschaften, der DIHK und weiteren Fachverbänden arbeiten wir an der Novellierung und Überarbeitung unserer Berufsbilder und der Weiterentwicklung der Abschlüsse. Aber auch die Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sinne einer systematischen Personalentwicklung ist ein wichtiges Thema, das regelmäßig diskutiert wird.
Frage: Warum haben Sie den Vorsitz des Fachausschusses übernommen?
Eichner: Als Vorstand für Betriebswirtschaft und Personal der GAG Immobilien AG sind diese beiden Fachausschüsse für mich natürlich von besonderem Interesse. Ich freue mich sehr, dass man mich gefragt hat, ob ich den Vorsitz über den Fachausschuss Personal übernehmen will. Dieser Bereich liegt mir vor allem wegen der zukünftigen Entwicklungen sehr am Herzen und es reizt mich, die Inhalte der Ausbildung und die Anforderungen an die Bildungsinstitute beeinflussen zu können.
Frage: Was sehen Sie als die großen Themen der kommenden Jahre im Bereich Personalentwicklung?
Eichner: Thema Nummer eins in den nächsten Jahren ist sicherlich die demographische Entwicklung. Viele ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beenden dann ihr Arbeitsleben und scheiden aus den Unternehmen aus. Ihr Wissen und ihre Erfahrung müssen ersetzt werden, und das führt mit Sicherheit zu einem Wettbewerb um qualifizierten Nachwuchs. Um den aber zu bekommen, müssen die Inhalte der Ausbildung an die heutigen Bedürfnisse der Unternehmen angepasst werden. Die Anforderungen in der Immobilienwirtschaft haben sich geändert – dem muss die Ausbildung zu allererst Rechnung tragen.
Frage: Bildungsinhalte welcher Art halten Sie für wichtig?
Eichner: Wir müssen die Ausbildungsinhalte kontinuierlich überprüfen und mit der beruflichen Praxis abgleichen. Der Wettbewerb auf den Märkten wird härter, so dass Marketing- und Vertriebsthemen immer weiter an Bedeutung gewinnen. Erhalten die in der Berufsschule genug Raum? Dann sind da noch die technischen und energetischen Themen, die meiner Ansicht nach in der Ausbildung zu kurz kommen. Unsere Kaufleute benötigen heute mehr Produktwissen und sollten mehr von Zukunftstechnologien verstehen.
Frage: Und was wünschen Sie sich aus Ihrer Sicht als Unternehmer und Fachausschuss-Vorsitzender vom EBZ?
Eichner: Neben diesen beiden Funktionen sitze ich ja auch noch im Beirat Aus- und Weiterbildung des EBZ. Aber mein Wunsch, nein, mein deutlicher Wunsch ans EBZ ist, dass es weiterhin mit seinen Angeboten den Anforderungen der Wohnungswirtschaft adäquat gerecht wird.
Frage: Zum Abschluss eine nicht ganz ernst gemeinte Frage zum Thema ‚Lebenslanges Lernen‘: Wann haben Sie zuletzt etwas gelernt, das sie richtig gut gebrauchen konnten?
Eichner: Ein konkretes Beispiel fällt mir da jetzt nicht ein, aber lebenslanges Lernen ist ja eben auch tägliches Lernen und besteht aus vielen Kleinigkeiten, die man gar nicht so bewusst wahrnimmt. Die Summe dieser Kleinigkeiten nennt man dann Erfahrung. Ganz wichtig ist für mich beim lebenslangen Lernen aber, dass sich die persönlichen und sozialen Fähigkeiten genauso weiter entwickeln wie die fachlichen Kompetenzen. Der richtige Umgang mit Kolleginnen und Kollegen, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist mindestens genauso wichtig wie das Fachwissen.