11 Freunde
KIDsmiling e.V.
Der berühmteste Kölner Prinz, Lukas Podolski, hat mal gesagt: „Fußball ist ganz einfach: Rein das Ding und ab nach Hause.“ Für manche Kinder aus unseren Quartieren ist das leider nicht so einfach – weil die familiären Mittel für „das Ding“, geschweige denn für einen Verein fehlen, weil die Anleitung fehlt oder eine sichere Umgebung. Gemeinsam mit dem KIDsmiling e. V. schaffen wir solche Bedingungen.
Als in den 50er-Jahren in Chorweiler die „größte Wohnsiedlung Westdeutschlands“ entstand, plante man groß. Große Hochhäuser, große Straßen, asphaltierte Flächen und der Liverpooler Platz? Eine einzige Parkmöglichkeit. Es dauerte einige Jahre, bis man verstand, dass man hier zwar viel Platz geschaffen hatte, aber keinen für Menschen.
Im Zuge der Neugestaltung wurden hier Grünflächen, Sitzgelegenheiten und Sportmöglichkeiten geschaffen. Und dort, wo mal ein ungenutzter Parkplatz war, ist heute eine Wiese, auf der man Sätze hört wie „Spiel ab, ich bin frei!“. Genau hier, auf 375 qm Fläche, steht der Soccer Cage Chorweiler.
„Ein Tor würde dem dem Ort guttun“
Der Soccer Cage am Liverpooler Platz ist ein beliebter Treffpunkt für die Kinder und Jugendlichen der Umgebung geworden. Denn der Platz ist für jeden und jede dauerhaft zugänglich. Er ist mit einem speziellen Belag ausgestattet, der bei Stürzen schwere Verletzungen verhindert. Eine über den Platz gespannte Netzkonstruktion verhindert zudem, dass Bälle auf den benachbarten Parkplatz fliegen.
Einmal in der Woche – zu Ferienzeiten häufiger – wird aus dem Soccer Cage ein offenes und angeleitetes Training. Dann übernehmen Vanessa Sabuncuoglu und Raphael Tokgöz für insgesamt 3 Stunden den Platz. Sie zeigen den Kindern und Jugendlichen, wie die eigene Technik besser wird, was Teamgeist bedeutet und dass Disziplin in einem besseren Zusammenspiel mündet.
Die öffentlichen Trainings finden jede Woche statt. Und zwar immer am Samstag, von 14:00 bis 15:30 Uhr (6-9 Jahre) und von 15:30 bis 17:00 Uhr (9-12 Jahre). Weitere Termine – zum Beispiel in den Ferienzeiten – gibt es hier.
1. Platz für Jassin
Einer der vielen Jugendlichen, die hier regelmäßig trainieren, ist Jassin. Er wohnt mit seiner Familie in einer unserer nahegelegenen Wohnungen, ist 14 Jahre alt und verpasst hier kein Training mehr. Seitdem ihn ein Cousin vor drei Jahren auf das Angebot von KIDsmiling e. V. und der GAG aufmerksam gemacht hat, ist er Stammspieler.
Seine Highlights sind auf jeden Fall die Trainings und Turniere, die hier regelmäßig organisiert werden. Kein Wunder, dass ihm die Turniere besonders gut gefallen, denn beim letzten Sommercup hat er mit seinem Team den ersten Platz belegt. Der entsprechende Pokal? Steht inzwischen zuhause – in einer GAG-Wohnung.
Gemeinsam für Kinder und Jugendliche
KIDsmiling e. V. organisiert nicht nur Fußballtrainings für Kinder und Jugendliche aus sozial schwierigen Verhältnissen, sondern kümmert sich auch um Bildungs- und Ernährungsprojekte. Und das nicht nur in Köln, sondern in vielen deutschen Großstädten. Wir haben mit Dr. Sandra von Möller gesprochen, die den KIDsmiling e. V. ins Leben gerufen hat.
GAG: Hallo Sandra von Möller! Erzählen Sie doch einfach mal, wann und wie der Verein gegründet wurde und was die Motivation dahinter war.
Sandra von Möller: Hallo! Ich bin selbst mit einem sehr starken sozialen Netz zuhause aufgewachsen – ein großes Privileg. Nach meinem Jurastudium war ich während des Referendariats am Amtsgericht und Jugendstrafgericht. Dort habe ich erlebt, wie schwer es Kinder und Jugendliche es haben, wenn sie kein verlässliches, soziales Netz haben. Vielen jungen Menschen fehlt eine Perspektive – manchmal zieht sich das schon durch Generationen.
Als der Kölner Stadtanzeiger im Jahr 2002 schrieb, es aufgrund der damaligen Wirtschaftskrise nicht mehr genug Geld für Kinder- und Jugendarbeit, war für mich klar: Ich muss hier meinen Beitrag leisten! Das war der Startpunkt für unseren Verein KIDsmiling e.V., im September 2003. Anfänglich haben wir bestehende Projekte unterstützt, dann unser eigenes Fußballprojekt ins Leben gerufen. Seit einigen Jahren haben wir die Platzpatenschaft: Unsere Sponsor*innen übernehmen gemeinsam mit uns eine Patenschaft für einen Bolzplatz, wir bieten Fußballtrainings für die Kinder und Jugendlichen an.
GAG: Wie genau ist der Fußballzusammenhang entstanden?
Sandra von Möller: Ziel war es, ein niederschwelliges Projekt ins Leben zu rufen, an dem möglichst viele Kinder und Jugendliche ganz einfach und ohne Barrieren mitmachen können. Und wo Bolzplätze sind, sind auch Kinder! Wir organisieren Fußballtrainings für alle Kinder, zwischen sechs und 18 Jahren, Mädchen und Jungen, die Lust haben mitzumachen. Die Trainings finden verlässlich einmal die Woche nach der Schule statt, mit jeweils zwei Trainer*innen, die neben der Trainerlizenz eine besonders hohe Sozialkompetenz haben. Sie bringen den Kindern nicht nur professionelles Fußballspiel bei, sondern sind auch Vorbilder in Sachen Fair Play, Integration, soziales Miteinander und Teamgeist. Ab einem gewissen Alter ist es als Eltern nicht mehr so leicht, den Kindern Sachen mitzugeben, weil sie sich emanzipieren. Die Trainer*innen haben ganz andere Chancen, bei den Kindern und Jugendlichen gehört zu werden. Sie haben eine wichtige Vorbildfunktion und helfen den Kindern, eine Zukunftsperspektive für sich selbst zu gewinnen.
GAG: Wann haben Sie mit dem Fußballprojekt begonnen?
Sandra von Möller: Wir sind in Lindweiler im Mai 2007 gestartet. Seitdem sind immer mehr Plätze hinzugekommen und wir konnten das Konzept auf viele andere deutsche Städte ausdehnen. Es ist ein Erfolgsmodell! Die Kinder schätzen die Zuverlässigkeit, wir sind das ganze Jahr über vor Ort, auch in den Ferien und an Feiertagen, wenn die Kinder das wollen. Ausgehend von diesen Erfolgen haben wir begonnen, auch andere Events zu organisieren, etwa zweimal jährlich ein großes Fußballturnier – im Winter in der Soccerhalle, im Sommer auf dem Trainingsgelände des 1. FC Köln – , außerdem Kochprojekte und berufliche Förderung.
GAG: Wie viele Kinder nehmen aktuell an den Trainings teil?
Sandra von Möller: Wir erreichen ca. 350 Kinder pro Woche, je nach Wetter. Durch das offene und niederschwellige Angebot bilden sich Stammgruppen, aber es sind nicht immer exakt die gleichen Kids, sondern auch immer mal neue Gesichter. Über die 20 Jahre der Vereinsarbeit konnten wir so mehrere Tausend Kinder und Jugendliche erreichen. Die meisten sind zwischen elf und 14 Jahren alt, aber wir haben auch deutlich jüngere und ältere Spieler*innen dabei. Bei der Genderverteilung sind es aktuell noch deutlich mehr Jungs als Mädchen, aber in Nippes haben wir beispielsweise ein eigenes Mädchentraining – und es werden auch bei den gemischten Trainings immer mehr Mädchen. Drei Viertel der Kinder haben Migrations- oder Fluchthintergrund, teils ohne Deutschkenntnisse. Aber wie ein Kind sagte: Fußball ist auch eine Sprache und die sprechen wir alle gleich.
GAG: Sie sind mit einem Projekt gestartet, aber betreuen nun in NRW und sogar Stuttgart Trainings – allein in Köln sind es fast 20 Bolzplätze. Wie haben Sie das Konzept der Platzpatenschaft weiter ausgerollt?
Sandra von Möller: Zuerst haben wir die Trainings innerhalb Kölns ausgeweitet und sind dann 2012 nach Düsseldorf expandiert, später nach Leverkusen, Bonn, Bergheim, Aachen und Wesseling. Dann kam der Großraum Stuttgart hinzu, wo wir mittlerweile ebenfalls fest etabliert sind. Das Konzept lässt sich einfach gut übertragen. Mein großer Traum ist es, dass das Projekt deutschlandweit läuft und die Kinder die Chance bekommen, auch in anderen Städten zu spielen.
GAG: Gibt es besondere Momente oder Geschichten von der Platzpatenschaft?
Sandra von Möller: Beim letzten Turnier haben zwei Jugendliche, die früher am Training in Lindweiler teilgenommen haben, als Schiedsrichter agiert. Sie haben nämlich eine Schiedsrichter-Ausbildung gemacht! Das finde ich toll! Berührend ist die Geschichte eines Jungen, der mit elf Jahren nach Deutschland geflüchtet ist. Der Trainer hat ihn einfach angesprochen, ob er mitspielen wolle – und schon war er Teil des Teams. Mittlerweile hat er Abitur gemacht und an der Sporthochschule studiert – genau wie sein Trainer, sein großes Vorbild.
Besonders stolz bin ich auf ein Mädchen, eine sehr begabte Fußballerin, deren Eltern nicht wollten, dass sie mitspielt. Der Trainer hat daraufhin mit ihren Eltern gesprochen, damit sie doch am Training teilnehmen durfte. Gemeinsam haben wir es zudem geschafft, dass sie auch bei einem Fußballverein untergekommen ist – mit offiziellen Spielen. Nun hat sich eine eigene Dynamik in der Familie entwickelt: Ihre Mutter hat den Führerschein gemacht, um ihre Tochter zu den Turnieren fahren zu können. Das zeigt mir, wie groß der Einfluss unserer Arbeit wirklich ist!
GAG: Klassischer Schmetterlingseffekt. Solche Geschichten zeigen auch uns immer wieder, dass sich jeder Einsatz und jede Unterstützung lohnt.
Sandra von Möller: Ja. Wir sind dankbar, dass wir über all die Jahre so großartige Unterstützung von Sponsoren, der Stadt Köln, dem FC und der FC-Stiftung, der GAG und vielen anderen bekommen haben. Das macht das Projekt aus. Nur so kann man so viel bewegen, und das tun wir alle gemeinsam. Das ist schön und ich hoffe, dass wir das noch viele Jahre machen können.
GAG: Das hoffen wir auch. Danke für das Interview!
- Fotos:KIDsmiling e.V./Maria Schulz; Kampagnenmotiv: GAG Immobilien AG, Klaudius Dziuk
- Kontakt: KIDsmiling e.V., Oststraße 9-11, 50996 Köln/Telefon: 0221/95019157/Mail: info@kidsmiling.de
Weitere Informationen zur Arbeit des KIDsmiling e. V. finden Sie auf der Website des Vereins.