Ausstellung
Die Schlange streicheln — Der RAMPONE kunstsalon mit Werken von zehn Künstlern

Zehn aufstrebende Künstler ganz unterschiedliche Couleur versammelte Kuratorin Claudia Cosmo im April 2016 in ihrer Gruppen-Ausstellung „Anaconda“ in der Kulturkirche Ost. Bei der Soirée am parallel zur Art Cologne legte DJ Hans Nieswandt auf.
Seit sich Eva im Paradies die verbotene Frucht aufschwatzen ließ, ist das Verhältnis von Schlange und Mensch vergiftet. Letzterer hat es sich bequem gemacht mit der Behauptung, er sei gar nicht selbst schuld am Rausschmiss aus dem Garten Eden, sondern vielmehr vom Schlangentier unter Vorspiegelung falscher Tatsachen auf den Pfad der Untugend gelockt worden. Seit Menschengedenken ist die Schlange daher das Synonym für List und Tücke, kurz: das Böse.
Was das mit dieser Ausstellung in der Kulturkirche Ost zu tun hat? Eine ganze Menge. Kuratorin Claudia Cosmo (RAMPONE kunstsalon) hat sich nämlich was dabei gedacht, als sie die von ihr zusammengestellte Gruppenschau von zehn Künstlern mit „Anaconda“ überschrieb.
Das nach dem Abschied vom Paradies im Regenwald ansässig gewordene Geschöpf stehe für alles Mögliche symbolisch gerade, schreibt Cosmo in ihrer Veranstaltungseinladung: „Ihr werden magische Kräfte zugesprochen. Sie birgt Schutz und Bedrohung zugleich.“ Damit weise die Anaconda „in ihrer mythologischen Funktion weit über ihre Körperlichkeit hinaus“. Und hier zieht Cosmo den Schluss: „Ein Kunstwerk vermag das auch. Darin liegt die Magie der Kunst. Man es nur zulassen und die Schlange streicheln.“
Düster, bunt, kindlich
- Andrea Lehmann
- Wouter van Riessen
- Simone Lucas
Angesichts der schieren Vielfalt der ausgestellten Werke kann der Besucher von „Anaconda“ viel Zeit mit der Überprüfung von Cosmos These zubringen. Eine Aufgabe, die vor allem in Begleitung Vergnügen bereitet, denn ungeachtet aller Metaebenen ist Kunst letztlich auch immer eins: Geschmackssache.
Der eine liebt die schillernde Düsternis in den Öl-Gemälden der Markus-Lüpertz-Meisterschülerin Andrea Lehmann, die an Plattencover von Gothic-Bands erinnern und teilweise mit echten Haaren gearbeitet sind. Der andere mag die kunterbunten Sonnenblumen-Variationen des Niederländers Wouter van Riessen, die in ihrer üppigen Farben- und Formgebung vor grellgelbem Hintergrund auch einem Fiebertraum von Bart Simpson entsprungen sein könnten. Und ein dritter mag sich bei den auf den ersten Blick wie naive Kinderbuchillustrationen wirkenden Gemälden, die Dieter-Krieg-Meisterschülerin Simone Lucas zur Ausstellung beisteuert, an Situationen aus seiner eigenen Kindheit erinnert fühlen.
Ein Mix aus Kunst und Musik
In jedem Fall regt die Kunst die Phantasie an – nicht nur die des Schaffenden, sondern auch die des Betrachters. Das fördert die Gesprächskultur, etwa bei der gelungenen Abendveranstaltung am Rande der Art Cologne 2016. DJ Hans Nieswandt mixte Tanzbares aus seinem unerschöpflichen Repertoire an Vinylplatten und verwandelte den Kirchenraum in einen Dancefloor.
Mit der Stimmung veränderte sich auch der Blick auf die Kunst an den Wänden: Die strengen, mittels Transparentpapier ineinander verwobenen Linien auf den Bildern Carsten Sievers‘, einem ehemaligen Architekten, fügten sich passgenau in die minimalistische Rhythmik der Nieswandt‘schen Musikauswahl. Bei Tony Prayers farbsatten Landschaftsansichten träumte man sich direkt nach Norditalien. Und bei Miriam Vlamings nebligen Szenen wähnte sich der Betrachter mit wohligem Grusel in diffusen Zwischenwelten.
- Carsten Sievers
- Tony Prayer
- Miriam Vlaming
Kunst weist in ihrer Bedeutung über das Gegenständliche hinaus? Man kann über vieles diskutieren, über diese Aussage sicher nicht. Das beweist die Ausstellung „Anaconda“, die noch bis Montag, 25. April 2016, täglich außer sonntags von 16.30 bis 19.30 Uhr in der Kulturkirche Ost zu sehen ist.
Aktuelle Infos und Terminhinweise finden Sie auf der Facebook-Seite der Kulturkirche Ost.