Ausstellung
Immer Mensch bleiben — Bildhauerin Beate Stevens

Mit Themen unserer Zeit beschäftigt sich die Kölner Künstlerin Beate Steven in ihrer Ausstellung „Feelgood. Leaving the Comfort Zone“. Ihre Kunst soll helfen, das Gemeinsame zu finden, und eben nicht – wie gegenwärtig so oft in Politik und Gesellschaft – das Trennende betonen.
Wie angewurzelt steht sie da, die Punk-Lady mit knallrotem Irokesen-Schnitt, ein Baby im Arm. Mit unverhohlender Skepsis starrt sie auf eine Madonnenfigur, ein Abbild der Heiligen Hildegunde, die genau wie sie ein Kind hält.
„Sie erkennt sich in ihr wieder“, erklärt Beate Steven, die Künstlerin, die diese kuriose Szene aus dem Holz geschlagen hat. „Die Begegnung“ heißt das Werk, das die Besucher am Eingang der Kulturkirche Ost empfängt. Stevens erhielt dafür 2016 den 1. Preis beim Kunstwettberb „Künstlerinnen treffen Hildegunde“ in Meerbusch.
Eigens für die Ausstellung in Köln-Buchforst hat Steven dem ungleichen Duo eine weitere Frau an die Seite gestellt, die eine Burka trägt. Sie steht ein wenig abseits, aber auch ihr Blick ist auf Hildegunde gerichtet – soweit das durch die Sehschlitze zu erkennen ist. Okzident und Orient mit all ihrer Geschichte und die vermeintlich profane Gegenwart treffen hier aufeinander.
Kurios statt alltäglich
Eigentlich sollte eine solche Szene nach Jahrhunderten der Völkerwanderung und Jahrzehnten der Einwanderung nach Deutschland zumindest im weltoffenen Köln ganz alltäglich sein. Doch die Skulptur verdeutlicht: Eine echte, offene und bewusste Begegnung zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen, zwischen Weltanschauungen und Lebensentwürfen findet im deutschen Alltag kaum statt – und wenn doch, wirkt sie noch immer kurios.
Ernst und Humor
„Die Begegnung“, eine etwa 1,30 Meter hohe Installation aus Ahorn, Pflaume, Eiche und Pappel, ist typisch für Stevens Ausstellung in der Kulturkirche, steht also folgerichtet im Entree. Die Themen sind ernst, fast schon bleischwer: Verrat und Treue, Liebe und Tod, Normen und Werte – ihre Inspiration bezieht Steven vielfach aus den Geschichten der Bibel. In der Umsetzung und Vergegenwärtigung aber findet die Künstlerin oft zu einer bemerkenswerten Leichtigkeit.
Das zeigt auch eine weitere raumgreifende Installation namens „Mut gegen Angst“. Zahlreiche weiße Gipsfüße wandern über den Kirchenboden rund um zwei Körper, einer stehend, eine liegend. Dazu erzählt eine männliche Stimme aus einem Lautsprecher das Gleichnis vom barmherzigen Samariter.
Die Botschaft ist klar: Angesichts der weltumspannenden Flüchtlingsströme ist es unsere Pflicht, Samariter zu sein. Die Füße und Füßchen rund um den Altar geben dem unkonkreten Strom eine konkrete, erfahrbare Gestalt. „Herzerweichend“, haucht eine Besucherin.
Und dazu: Bossa Nova
Anstatt vor den Gefahren in der Heimat davon zu laufen, könnten diese Füße auch so viel schöne Dinge tun – tanzen etwa, zum Beispiel auf die Bossa Nova-Rhythmen des Denise Krammer Trios, das mit zwei wunderbar fließenden Sets aus Genrestandards und Eigenkompositionen das Vernissagepublikum zum Mitwippen bringt.
Die portugiesischen Texte von Denise Krammer versteht kaum jemand im Saal. Dennoch kommt die Botschaft an: Das Leben, so schwer es manchmal sein mag, ist doch vor allem eines – schön! Hier schließt sich der Kreis zur Kunst Beate Stevens: „Ich möchte eher das Gemeinsame finden als das Trennende betonen“, sagt sie. „Und vor allem ist es mir wichtig, beim Menschen zu bleiben.“
Zur Website von Beate Steven
Zur Website des Denise Krammer Trios
Öffnungszeiten
12./19./26. Januar 2017, 17.30-20 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 0221/2011-373 oder per Email an die Künstlerin
Aktuelle Infos und Terminhinweise finden Sie auf der Facebook-Seite der Kulturkirche Ost.