Ausstellung
Immer der Nase nach — Synästhetische Malerei

Kann man Düfte malen? Mit dieser Frage hat sich die Kölner Künstlerin Claudia Weyrich intensiv auseinander gesetzt. Ihre Antworten zeigt eine außergewöhnliche Ausstellung in der Kulturkirche noch bis zum 2. September 2016.
Lust auf ein kleines Experiment? Legen Sie entspannende Musik ein, machen Sie sich’s bequem, schließen Sie die Augen und legen Sie Ihr Lieblingsparfum auf. Was assoziieren Sie mit dem Duft? Welche Komponenten riechen Sie heraus? Welche Gedanken, welche Bilder oder Farben kommen Ihnen in den Sinn? Nehmen Sie sich ruhig Zeit und lassen Sie sich überraschen, wohin der vertraute Duft Ihre Sinne führt.
In etwa so arbeitet die Kölner Künstlerin Claudia Weyrich, die in der Kulturkirche Ost eine Auswahl von 15 Werken aus ihrer synästhetischen Arbeit zeigt. In drei Jahren sind insgesamt 40 Bilder entstanden, allesamt über die Kompositionen des Duftkreateurs Serge Lutens. Die Titel lauten dementsprechend analog zu Lutens‘ Düften beispielweise „Chypre Rouge“, „Nuit De Cellophane“ oder „Féminité Du Bios“.
Auf die Spur der Düfte kam Weyrich durch ihren Lebensgefährten, als der sich von ihr ein „erotisches Bild“ wünschte. „Ich habe ihm gesagt, dass das nicht so einfach sei, denn ich malte gerade abstrakt“, erzählt die Künstlerin. Ihr Angebot an ihren Freund: „Ich kann dir meinen Duft malen.“ Arbeitsweise und Ergebnis brachten sie offenbar auf den Geschmack – so sehr, dass sie Kontakt zu dem Unternehmen aufnahm, dass die Düfte von Serge Lutens vertreibt. „Anfangs waren sie ziemlich skeptisch“, sagt Weyrich, „aber ich bin hartnäckig geblieben. Schließlich waren sie in meinem Atelier in Köln-Kalk und haben sich als Sponsor angeboten.“
Ästhetische Einheit
Die Fels-artigen Wände der Kulturkirche mit ihren komplexen Grautönen und abstrakten Strukturen sind wie gemacht für die einheitlich hochformatigen Gemälde Claudia Weyrichs. Die Bilder heben sich geradezu komplementär vom Hintergrund ab, bilden aber zugleich eine funktionierende ästhetische Einheit mit ihrer Umgebung. Die Farben findet Weyrich oft in den Materialien, die sie aus den Düften riecht – etwa das knallige Rot für Moschus und das goldartige Braun für Zedernholz.
„Eine sehr außergewöhnliche Ausstellung“, lobte Patricia Hoepp vom Sozialmanagement der GAG. „Wir haben Claudia Weyrich in ihrem Atelier besucht und waren uns sofort einig darüber, dass diese Bilder hier eine ganz besondere Wirkung entfalten würden.“ Experiment geglückt!
Zur Website von Claudia Weyrich.
Aktuelle Infos und Terminhinweise finden Sie auf der Facebook-Seite der Kulturkirche Ost.