Lesung
Der Schotte mit dem Friesen-Gen — Craig Russell mit neuem Roman

Mit seinem Hamburger Ermittler Jan Fabel hat sich der schottische Autor Craig Russell in der Krimiszene weltweit einen Namen gemacht. Zu seiner Lesung im Rahmen der „Crime Cologne“-Festivals brachte er sein neues Werk „Auferstehung“ mit. Gerd Köster las vor.
Die Frage, die vermutlich die meisten Besucher der Lesung beantwortet haben wollten, stellte Moderator Reinhard Rohn gleich zu Beginn: „Wie kommt ein Schotte auf die Idee, über einen Hamburger Kommissar zu schreiben?“ Craig Russell lieferte gleich eine ganze Reihe von Gründen: „Ich habe etwas gesucht, was ein bisschen neu ist für die britischen Leser. Hamburg schien mir ideal: die britischste Stadt außerhalb Großbritanniens, fremd – aber nicht zu fremd.“
Seit vielen Jahren schon fährt Russell im Urlaub gerne nach Deutschland („… und meine Familie muss mit.“), liebt unter anderem die Musik von Herbert Grönemeyer und das Werk von Heinrich Böll. Diese Affinität zum Deutschen erklärte er unter anderem aus dem Umstand, dass der Dialekt seiner ostschottischen Heimat dem Plattdeutsch der Hamburger Region sehr ähnlich sei. Diese Gründe genügten ihm aber offenbar irgendwann selbst nicht mehr. „Nach dem fünften Fabel-Roman habe ich einen DNA-Test gemacht. Das Ergebnis: mein Y-Chromosom ist friesisch.“
Nach dem launigen Einstieg gab Gerd Köster, der aus der deutschen Übersetzung von Stefanie Schäfer vorlas, einen ersten Einblick in den neuen Fabel-Krimi. Durch „Auferstehung“ (im Original „The Ghosts of Altona“) ziehen sich mehrere Handlungsstränge, die allesamt das Motiv des „vom Tot auferstehen“ in sich tragen: von einem Mann, der unter dem so genannten Cotard-Syndrom leidet, der also glaubt, gestorben zu sein und seinen Ausbruch aus dem Gefängnis plant; von einem Schuss auf Fabel, der diesen fast nicht überlebt; von dem Fall einer junge Frau, deren Leiche erst Jahre nach ihrer Ermordung gefunden wird; von einem Mann, der unter Demenz leidet und seinen besten Freund tötet.
„Zuviele Ideen“
Eine klassische Gothic Novel habe er schreiben wollen, erklärte Russell, nur auf moderne Art. Dabei schöpft er aus seiner großen Erfahrung – bevor er 1991 Autor wurde, war er vier Jahre lang selbst als Polizist tätig – und seiner offensichtlich nie versiegende Lust am Erzählen. „Schreibblockaden kenne ich nicht“, sagte Russell. „Ich habe eher ein Problem mit zuvielen Ideen.“
Ehe Gerd Köster ein zweites Mal aus „Auferstehung“ las und sich Russell danach ans Signieren machte, stellte Reinhard Rohn stellvertretend für die Zuschauer noch eine letzte Frage: „Was ist Ihnen von Ihren Büchern das liebste?“ Russell musste nicht lange überlegen: „Immer das nächste!“
Zur Website von Craig Russell (Englisch).
Zur Website des Festivals Crime „Cologne“.
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