Vernissage
Die Suche nach der Harmonie — Skulpturen von Eugen Ignatius

Haus und Garten in Bergisch Gladbach bewohnen Eugen Ignatius und seine Frau zusammen mit Hunderten von Skulpturen. Einige dieser ästhetischen Gestalten durften nun mit auf einen Ausflug nach Buchforst, um sich den Kunstfreunden in der Kulturkirche Ost zu präsentieren.
Fast unscheinbar wirkte er zwischen den Besuchern der Vernissage und seinen mannshohen Figuren, die den Kirchenraum bevölkerten. Die Hände in den Hosentaschen schien Eugen Ignatius nur ein Gast unter vielen zu sein und nicht der Anlass der Zusammenkunft. „Ich rede nicht so gerne über meine Kunst und was sie bedeutet“, sagte er. „Das sollen andere tun.“ Wohl aber spricht er gerne, wenn man ihn danach fragt, über das Wie: über die Vorzüge und Nachteile der einzelnen Werkstoffe beispielsweise, über deren Herkunft oder über die Existenz als freischaffender Künstler.
Ignatius hatte das Glück, als Chemielehrer an einer Hauptschule tätig sein zu können – auf einer halben Stelle, ideal also als finanzielle Absicherung zur Ausübung der eigentlichen Berufung. Die hatte er schon früh entdeckt. Die Eltern waren selbst bildende Künstler, und so experimentierte Eugen (Jahrgang 1946) schon seit dem Kindesalter mit Gips, Holz und Horn, um plastische Gestalten zu entwerfen. Seit 1975 arbeitet er vorzugsweise in Lebensgröße, meisselt beispielsweise Köpfe aus weißem griechischem Marmor („Nofretete“), lässt menschliche Figuren in Bronze gießen („Das eherne Zeitalter“) oder modelliert um gebogene Stahlträger elegante tierisch-pflanzliche Mischwesen aus patiniertem Beton, die er „Anthropoflore“ nennt.
„Hymne an die Schlichtheit“
Professorin Irene Daum von der Universität Bochum feierte die rund 30 ausgestellten Arbeiten, die der Künstler nach Buchforst geschafft hatte, als „Hymne an die Schlichtheit“. Tatsächlich konzentriert sich Ignatius beispielsweise bei seinen gleichermaßen naturalistischen wie abstrakten Anthropofloren ganz auf den Fluss der Bewegungen – es wirkt fast, als würden sie im Wasser stehen. Mimik und Muskeln harmonieren mit den perfekten Proportionen zu einer klaren Form.
In der Reduktion auf das Wesentliche liegt die eigentliche Herausforderung in Ignatius‘ Arbeiten – für den Betrachter genauso wie für den Künstler. Wann ist ein Werk eigentlich fertig? „Es kann gut sein, dass eine Skulptur schon ein Jahr bei uns im Garten gestanden hat, und er dann sagt: Da muss ich nochmal ran“, erzählt seine Frau im einem kurzen Einspielfilm, der während Vernissage gezeigt wurde. Dirk Kästel von der veranstaltenden GAG sieht darin offenbar eine Chance auf weitere Kooperationen: „Wir würden gerne mit Eugen Ignatius weiterarbeiten!“
Die Ausstellung öffnet dienstags bis samstags von 17 bis 20 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 0162-2336701.
Die Finissage beginnt am Samstag, 29. Oktober 2016, um 17 Uhr im Rahmen der Kölner Museumsnacht. Um 21.30 Uhr liest die Bestellerautorin Elke Heidenreich aus ihrem Buch „Alles kein Zufall“.
Zur Website von Eugen Ignatius.
Aktuelle Infos und Terminhinweise finden Sie auf der Facebook-Seite der Kulturkirche Ost.