Lesung
Frieden zu Lebzeiten — Angelika Kallwass und Motsi Mabuse

Prominenter Besuch in der Kulturkirche Ost: Die Kulturjournalistin Claudia Cosmo, Kuratorin der zeitgleich laufenden Ausstellung „Anaconda“, hatte die TV-Psychologin Angelika Kallwass und TV-Tänzerin Motsi Mabuse zum Talk gebeten. Beide brachten ihre neuen Bücher mit und sprachen über das Leben – und den Tod.
Die Kulturkirche Ost – evangelischen Christen im Stadtteil als Auferstehungskirche bekannt und vertraut – ist ein denkbar aufgeschlossener Ort. Hier legen DJs Housemusic auf, singen türkische Chöre traditionelle Frühlingslieder, stellen Künstler Buddhafiguren aus. „Moderne Kunst in einem christlichen Gotteshaus?“ wunderte sich der Gitarrist Don Alder bei seinem Auftritt in Buchforst. „Bei uns in Kanada undenkbar.“ So gesehen war die Veranstaltung mit Angelika Kallwass und Motsi Mabuse fast schon konventionell: Über Leben und Tod sprach Claudia Cosmo mit den beiden vermeintlich so unterschiedlichen Damen, die vieles an Gemeinsamkeiten offenbarten.
So eint beide beispielsweise, schwierige Phasen mit den Eltern durchlebt zu haben. Mabuse, behütet aufgewachsen, musste sich entscheiden: Für den vom Vater vorgesehenen und vorgelebten Weg, Juristin zu werden – oder für das Tanzparkett, das letztlich den Abschied von der Heimat Südafrika und die Umsiedlung ins ferne Deutschland bedeutete. Kallwass, ein „kölsches Mädchen“, stammt aus relativ einfachen Verhältnissen und hatte vor allem mit ihrem Vater tiefgreifende Kämpfe auszustehen, ehe er noch vor dem 60. Lebensjahr verstarb – nicht nur viel zu früh, sondern auch von vielen Misstönen begleitet. „Man muss zu Lebzeiten Frieden mit seinen Eltern machen“, hat Kallwass dabei gelernt. „Sonst bleibt man im Unfrieden mit einem Teil von sich selbst.“
„Sich mit dem Tod zu beschäftigen, hat mein Leben bereichert.“
Angelika Kallwass stellte ihr Buch „Was am Ende zählt“ vor, eine sehr ehrliche Aufarbeitung ihrer Erfahrungen mit dem Sterben der Eltern und den Lehren, die sie für sich daraus gezogen hat. „Man braucht im Leben immer beide Seiten: Leben und Tod, Mann und Frau und“ – mit Blick auf die Gemälde an den Kirchenwänden – „Kunst und Betrachter. Sich mit dem Tod zu beschäftigen, hat mein Leben bereichert.“
Während Kallwass vor allem rückblickend erzählt, geht es bei Motsi Mabuse und ihrem Buch „Chilli im Blut“ vor allem um ihre Zukunft. Die Vergangenheit spielt allenfalls bei der Ursachen- und Motivforschung eine Rolle. „Fernsehen ist einfach“, sagte die vor allem durch die RTL-Sendung „Let’s Dance“ bekannt gewordene Tanzikone. „Man setzt sich in ein Studio, sagt seine Meinung, und dann geht man nach Hause.“ Auf Dauer sei ihr das zu wenig – vermutlich, weil sie nur durch viel Arbeit dorthin gelangt ist, wo sie jetzt ist. „Wenn ich nicht arbeite, bin ich unglücklich. Ich unterrichte unheimlich gerne.“ Ihr Ziel ist deshalb ein ganz konkretes: „Ich will eine eigene Tanzschule eröffnen.“ Bei Angelika Kallwass klingt das schon wesentlich transzendenter: „Ich möchte meinen eigenen Tod gerne bewusst erleben.“
Dirk Kästel von der veranstaltenden GAG Immobilien AG ließ keinen Zweifel daran, dass er beiden für die Erfüllung ihrer Wünsche alle Daumen drückt. „Wir sind sehr stolz darauf, dass Sie hier sind. Das bestärkt uns darin, hier weiterhin ein Kulturangebot zu machen.“
Stets aktuelle Infos und Terminhinweise finden Sie auf der Facebook-Seite der Kulturkirche Ost.