Lesung mit Amir Shaheen
Umziehen? Besser nur mit dem Nomaden-Gen! — Humoristische Lesung über Umzüge mit Hindernisse
Wohnungssuche und Umzug sind in Großstädten fast immer eine Qual. Davon kann zwar fast jeder berichten, doch die wenigsten tun es mit solcher Detailfreude und so viel Humor: „Noch zweimal einpacken bis Südterrasse“, heißt das Werk, in dem der Kölner Schriftsteller Amir Shaheen seine Erfahrungen auf dem Gebiet des Wohnungswechsels verarbeitet hat. Im Rahmen des Kulturprogramms der GAG Immobilien AG las er jetzt in der Buchforster Auferstehungskirche daraus vor.
Passend zum Thema stand vor seinem Tisch ein Umzugskarton, darauf eine Rolle Tapete und ein Paket Kleister. „Erst dachte ich: Das hätte ja mal jemand aufräumen können, bevor die Lesung anfing! Aber dann wurde mir klar: Das gehört ja dazu“, schmunzelte ein Besucher. Denn in Shaheens Buch geht es um alles, was an Renovierungsarbeiten anfallen – und schiefgehen kann. „Eine Wohnung ist es nur zwei Tage lang gewesen. Jetzt ist es ein Problemfall – und weit entfernt davon, binnen zehn Tagen ein Zuhause zu werden“, berichtet der Autor sarkastisch von einem seiner Erlebnisse.
Er erzählt von Räumen, die eher als Lebensraum für Amphibien taugen als für Menschen. Von Möbelleuten, die sich innerhalb ein und desselben Stadtteils massiv verfahren und erst mit großer Verzögerung die neue Anschrift erreichen. Und von jenem ganz besonderen Baumarkt-Jargon, mit dem sich auch ein Geisteswissenschaftler wie Amir Shaheen irgendwann zwangsläufig vertraut machen muss, wenn Wasserhahn und Spüle aufeinander abgestimmt werden sollen: Dann braucht es nämlich, so auf der Lesung zu lernen, einen „Hahnlochstopfen“.
Das Publikum lacht. Immer wieder wird klar: Solche Momente kennt jeder. Und auch Sinnfragen, die im Laufe eines nicht enden wollenden Umzugsprojektes auftreten, werden zustimmend abgenickt, als Shaheen vorliest: „Warum tun wir uns das an? In den letzten fünf Jahren sind wir an die Nordsee gefahren. Jetzt zum Baumarkt – fürs gleiche Geld.“
„Das war wirklich sehr authentisch“, lobt einer der Besucher: „Sicher haben Sie das alles selbst erlebt?“ Ja, nickt der Autor. Es sei eine unfreiwillige Recherche gewesen, und er kenne nur wenige Menschen, die nicht ähnliches zu berichten haben. Seine Theorie: „Entweder, man hat ein Nomaden-Gen, oder eben nicht. Wenn man es nicht hat, sollte man tunlichst bleiben, wo man ist.“