Ausstellung
Diva im Hintergrund — "Magischer Symbolismus"

Die Malerin, Schauspielerin und Schriftstellerin Lorose Keller ist ein Naturereignis. Die Kulturkirche Ost feierte sie mit der Ausstellung „Magischer Symbolismus“.
Die menschliche Vorstellungskraft vermag bisweilen ja schier Übermächtiges. Doch sich vorzustellen, Lorose Kellers Leben könnte auch nur für eine Sekunde langweilig gewesen sein, ist schlichtweg unmöglich.
Dafür muss man gar nicht viel wissen über die 1932 im sauerländischen Iserlohn geborene und seitdem weit gereiste Schauspielerin, Schriftstellerin, Malerin – kurz: Universalkünstlerin. Es genügt, sie einfach in natura zu erleben, wozu bei der Vernissage ihrer Ausstellung „Magischer Symbolismus“ in der Kulturkirche Ost Gelegenheit war. Die massiven Stahlbetonwände des Gotteshauses vibrierten geradezu, so füllte die ganz und gar nicht greise Lebefrau den Raum mit Vitalität, Kraft und einem Schuss Nervosität.
„Ich danke dir für die Kenntnis meiner Seele und deine lieben Worte“, beschied sie dem Eröffnungsredner, ihrem Galeristen Mike Daly, und nahm das Zepter der Aufmerksamkeit unmissverständlich selbst an sich. Aus ihrem umfangreichen Repertoire rief sie das Gedicht „Dressur“ von Walter Mehring ab und formte die vernichtende Kritik am zivilisierten Menschen zu einer stimmgewaltigen, gestenreichen Performance.
Für die Dauer ihres Vortrags gerieten ihre Bilder beinahe in den Hintergrund. Und das will was heißen, denn die in Öl gefertigten Gemälde fordern mit ihren satten bunten Farben die Aufmerksamkeit ähnlich unzweideutig ein wie die Frau, die sie in ihren ägyptischen Jahren bis 2013 geschaffen und keine falsche Scheu vor den existenziellen Themen des Lebens hat.
Der Tod ist vielen Bildern immanent, mal eindeutig als Schädel, mal zweideutig als Kreuz symbolisiert. Gleich den Schlangen, ebenfalls vielfach präsent in Kellers Werken, umzingelt das Sterben die Lebenden, stets bereit, das Lachen in den Gesichtern für immer zu ersticken. Kreuze und Halbmode stehen einander in einem unheiligen Triptichon gegenüber – das Blau des Himmels kontrastiert die blutgetränkte Erde. Sieht so der Schauplatz des Jüngsten Tages aus?
Platz für Regenbögen
Die Deutung ihrer Kunst überlässt Lorose Keller dem Betrachter. „Ich halte mich lieber im Hintergrund“, sagte sie, auch wenn ihr Auftreten das Gegenteil vermittelt. „Diva bin ich nur auf der Bühne.“ Und, wenn auch subtiler, in der Malerei: Immer wieder nutzt sie ihre göttliche Macht als Kreative, um einen Regenbogen ins Bild zu heben – das versöhnliche Versprechen Gottes an die Menschheit, dass er sie niemals allein lassen werde.
„Ich will nicht nur anklagen“, sagt Keller. Leben will sie, das spricht aus jedem ihrer Bilder. Und ein wenig von ihrem Erfahrungsschatz weitergeben, den sie als Kind in Bayreuth und als Mutter in Köln, als Schauspielerin auf den großen Bühnen und Filmsets dieser Welt und als Mensch zwischen Okzident und Orient gesammelt hat. Bei ihr klingt das so: „Ich seh zwar fast nix mehr, aber ansonsten geht’s mir gut für eine 85-jährige. Ich will zurück auf die Bühne!“
Weitere Hintergründe über Lorose Keller verrät ihre Website.
Aktuelle Infos und Terminhinweise finden Sie auf der Facebook-Seite der Kulturkirche Ost.