Ausstellung
Stille Bilder sind tief — Katrin Lühmanns leise Kunst

Ihre Gemälde zeigen Menschen in scheinbar banalen Situationen aus der Sicht des distanzierten Betrachters. Aus dieser verhaltenen Perspektive heraus eröffnete die Kölner Malerin Katrin Lühmann am 9.9.16 in der Kulturkirche Ost ein bemerkenswertes Panoptikum erstaunlicher Geschichten.
Die besten Geschichten sind die, die wir uns selbst erzählen. Wenn wir zum Beispiel träumend in der Straßenbahn sitzen und unser Blick auf einen Fahrgast fällt, der unsere Phantasie weckt. Vielleicht, weil er auffällig gekleidet ist, vielleicht wegen seiner Art, sich zu bewegen, vielleicht, weil sein Blick kurz den unseren gekreuzt hat. Dann ist unser Gehirn augenblicklich wach, produziert die verrücktesten Geschichten und fragt sich schon nach kurzer Zeit: Kennen wir den nicht von irgendwoher?
Menschen in der Bewegung, Menschen, die innehalten, Menschen ganz für sich oder Menschen in Alltagssituationen mit anderen: Was die Protagonisten in den Gemälden Katrin Lühmanns gerade tun, bleibt stets im Ungewissen, und auch, wo sie es tun, warum sie es tun und was sie dabei denken. Die Künstlerin selbst gibt kein Anhaltspunkte, die meisten ihrer Werke tragen keinen Titel.
„Mich interessieren Menschen, meist Frauen“, sagt sie im Interview. „Oft allein, oft in Bewegung. Diese Bewegung ist eingefroren, wie ein einzelnes Bild einer Filmrolle. Es gibt ein Davor und ein Danach, aber nur im Kopf des Betrachters.“ Und deshalb erzählt jedes Bild jedem Betrachter etwas anderes.
Ein kleines Wunder
Lühmann Kusnt ist also eine Art Speisung der 5.000, nur eben auf der Ebene der Phantasie. Katrin Lühmann selbst würde selbst wohl nie einen solchen Vergleich ziehen, sie bevorzugt – ganz offensichtlich – das Understatement. „Das ist eben meine Art“, sagt sie. Nicht mehr und nicht weniger.
Dem stillen, aber tiefsinnigen Charme ihrer Bilder setzte die Dramaturgie der Vernissage ein furioses Akkordeon-Konzert entgegen. Das Instrument findet hierzulande vorzugsweise in der volkstümlichen Musikpraxis Verwendung und wird deshalb gerne belächelt – zu Unrecht, wie Olga Beliaeva mit ihrem Partner Alexander Pankov bewies. Der dem Akkordeon naturgemäß innewohnenden Melancholie fügten die beiden in ihrem Spiel eine Dynamik hinzu, die den meisten Besuchern der Ausstellungseröffnung bislang ähnlich unbekannt gewesen sein dürfte wie die leise Kunst Katrin Lühmanns.
Das Ausstellungsportal mit Infos über Katrin Lühmann.
Olga Beliaeva ist in vielen Orchestern tätig, unter anderem als Dirigentin des Akkordeon-Orchester Köln-Deutz.
Aktuelle Infos und Terminhinweise finden Sie auf der Facebook-Seite der Kulturkirche Ost.