Ausstellung
Die Farben sind frei — Manfred Mays "Saitenwechsel"

In seiner Ausstellung „Saitenwechsel“ in der Kulturkirche Ost zeigte der kölsch-schwedische Künstler Manfred Mays seine ganz persönliche Interpretation der zu Unrecht vergessenen „Informellen Malerei“.
Europa lag in Schutt und Asche, da kam es kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs zu einer kleinen Revolution innerhalb der europäischen Kunstszene: Nichts weniger als die Farbe von der Form befreien wollten die Unterstützer der Informellen Malerei. Das Wort „informell“ gebrauchten sie also in seiner wörtlichen Bedeutung als „ohne Form“, nicht etwa als – wie häufig in der Politik oder der Diplomatie – als „zwanglos“.
Diese Kunstform ist heutzutage ungerechterweise vergessen. Denn was für erfrischende Kunst sie noch immer hervorzubringen mag, zeigte der in Köln und Mittelschweden gleichermaßen beheimatete Künstler Manfred Mays bei seiner Stipvisite in Köln-Buchforst. Für den ehemaligen Journalisten, Jahrgang 1943, bedeutete diese Ausstellung sein Debüt – Glückwunsch!
Wie seine Vorgänger vor mehr als einem halben Jahrhundert betrachtet auch Mays die Informelle Malerei weniger als Stilrichtung, sondern vor allem als Grundhaltung. „Man lässt es passieren“, beschreibt er seine Arbeitsweise. Inwiefern das, was da „passiert“, dann mit der gegenwärtigen Lebensrealität des Künstlers zu tun hat, also aus seinem aktuellen Fühlen und Leben entspringt oder schlicht dem künstlerischen Genius, liegt im Auge des Betrachters.
Mays gibt keine inhaltliche Anweisungen, wie seine Bilder zu sehen und wie sie zu verstehen seien. „Mich interessieren Farben und was man damit machen kann.“ So lapidar, so (vermeintlich) einfach.
Die Kulturkirche mit ihren grob behauenen Wänden in ungezählten Grautönen bildete den geradezu idealen Hintergrund für die farbintensiven Bilder Mays‘. Besonders einrucksvoll: Das überlebensgroße Quadrat im Rückraum der Kirche, das wiederum aus einer Sammlung bunter Quadrate bestand.
So wie bei diesem Beispiel entwickelt Mays sein Kunst: Da ist eine Idee, vielleicht auch nur eine Ahnung, die ihn zum Pinsel oder gelegentlich auch zum Spatel greifen lässt, um nach und nach einen neuen künstlerischen Raum zu erschließen.
Die musikalische Begleitung der Vernissage übernahm ein alter Freund der Kulturkirche: Der Kölner Gitarren-Viruose Jens Müller gab den Gästen einen Einblick in sein beeindruckendes Repertoire zwischen Barock und Pop.
Ausstellungsrundgang von Katja Sindemann auf CHOICES.DE
Aktuelle Infos und Terminhinweise finden Sie auf der Facebook-Seite der Kulturkirche Ost.