Lesung
Das Geiseldrama in Gladbeck — Peter Henning: "Ein deutscher Sommer"

54 Stunden bundesrepublikanische Ausnahmesituation, die das Leben der Protagonisten veränderten und sich in das kollektive Gedächtnis Deutschlands einbrannten: Das Geiseldrama von Gladbeck im Sommer 1988 nutzte Peter Henning als Vorlage für seinen Roman, der jetzt verfilmt wird.
Peter Henning erinnert sich noch genau an den 16. August 1988. Der damals 28-jährige studierte in Frankfurt am Main Germanistik und Philosophie und verfolgte am Fernseher gebannt ein Geiseldrama, das sich in Gladbeck ereignete und live übertragen wurde.
Heute, viele Jahre und diverse Romanveröffentlichungen später, lebt Henning als freier Schriftsteller in Köln. 2013 erschien sein Roman, der die Ereignisse von damals in einer spannenden Erzählung anschaulich macht. Vier Jahre lang hat er für „Ein deutscher Sommer“ (2013) recherchiert.
Zwei Kleinkriminelle überfallen an jedem Augusttag eine Bank in Gladbeck. Sie nehmen Geiseln und treten die Flucht an, verfolgt von Polizei und Journalisten. Die TV-Kameras laufen mit – und das nicht nur, wenn sie Interviews geben, sondern auch, wenn sie töten.
Das Fernsehen und der Journalismus als Ganzes verloren damals endgültig ihre Integrität. Für die Polizei waren die Ereignisse ein Offenbarungseid. Der Roman beleuchtet die entscheidenden 54 Stunden aus dem Leben von Menschen, die an den Rand ihrer Existenz gebracht werden.
Ich hatte das Gefühl, Teil dieses Ereignisses zu sein.
In der Kulturkirche führte Peter Henning die Ereignisse und Handelnden greifbar vor Augen: die Schauplätze, die Gesichter der beiden Täter Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski, ihre Posen vor den Kameras.
„Die Recherchen haben mich quasi vier Jahre lang nicht losgelassen“, sagte Henning. „Ich hatte irgendwann tatsächlich das Gefühl, Teil dieses Ereignisses gewesen zu sein.“ So stellt sich jedem Leser unweigerlich die Frage: Wie hätte ich selbst reagiert, wäre ich in dieser Situation gewesen?
Der Trailer zum Buch:
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