Ausstellung
Daddy Armstrong — Die Kinder der Operation Shamrock

Was Menschlichkeit vermag: „The Children from Operation Shamrock“ erzählt die unglaubliche Geschichte von 462 Kindern, die aus dem zerbombten Nachkriegs-Deutschland nach Irland kamen.
Deutschland lag in Trümmern. Nach 264 Bombenangriffen während des Zweiten Weltkriegs war Köln kaum mehr als ein Haufen Schutt. Auch Herbert Remmels Elternhaus in Ehrenfeld hatte es erwischt. Kein Dach über dem Kopf, kaum was zu beißen: „Uns ging es ganz schön dreckig“, erzählt Remmel, Jahrgang 1936, dessen Porträt bis zum 26. Feruar 2017 neben 13 anderen an den Wänden der Kulturkirche Ost hängt. Die heute rüstigen Senioren gehörten 1946 zu jenen insgesamt 462 Kindern, allesamt aus Nordrhein-Westfalen, denen ein einzigartiger Akt von Mitmenschlichkeit widerfuhr: die „Operation Shamrock“.
Die Kinderärztin Kathleen Murphy hatte in Irland die Aktion „Save the German Children Society“ gegründet, um unterernährte und kranke deutsche Kinder aus dem zerstörten Nachkriegsdeutschland nach Irland zu holen. Der damals neunjährige Herbert, dessen Vater im Widerstand aktiv gewesen war, war einer der 40 Glücklichen, die am 26. Juli 1946 vom Kölner Neumarkt aus nach Irland reisen durften. Knapp drei Jahre lebte er im Land der grünen Hügel, zuerst bei einer Familie in der Nähe von Dublin, später auf einem Bauernhof in Ballinlough.
„Die schönsten Jahre“
Die „schönsten, interessantesten, abenteuerlichsten und aufregendsten Jahre“ seiner Kindheit habe er in Irland verbracht, sagt Remmel bei der Ausstellungseröffnung in Köln-Buchforst. Nach zwei Jahren und sieben Monaten musste er zurück ins immer noch kriegswunde Ehrenfeld. „Da war keine freudige Stimmung, obwohl es wieder zu den Eltern ging“, erinnert er sich. „Doch dann sah ich den Papp und die Mamm, wie sie da standen und auch mich warteten, und dann war auch Freude da.“
Initiiert hat die Ausstellung die Berliner Journalistin Monica Brandis. Sie dankte der Heinrich-Böll-Stiftung, die durch Geschäftsführerin Iris Witt und Böll-Sohn René vertreten wurde, für die Unterstützung ihre Herzensprojekts. „Die Operation Shamrock war für die Kinder die Chance, satt zu werden und in ein Kinderleben zurückzukehren“, sagte sie. Bei ihren Interviews begegnete sie bei den meisten Teilnehmern großer Dankbarkeit. „Viele haben als Erwachsene versucht, etwas zurückzugeben, haben sich sozial engagiert, etwas für Flüchtlinge getan oder sind Arzt geworden.“
Rund 50 Kinder blieben ganz dort. Einer von ihnen: Klaus Armstrong-Braun, Jahrgang 1940. Die deutsche Sprache hat er vergessen, sein Englisch ist das eines gebürtigen Iren. Beide Eltern verlor er im Krieg, als Waise kam er nach Irland. Bei sieben Familien verbrachte er seine Kindheit, von „Daddy Armstrong“, seinem Seelenvater, übernahm er den Nachnamen. Später fuhr er zur See und diente in der Armee, immer auf der Suche nach einer echten Heimat, die er zuletzt wohl in Chester gefunden hat. „Man sollte keinen Menschen dazu zwingen, seine Heimat zu verlassen“, sagt er nachdenklich. „Er verliert sonst seine Identität.“
Die Ausstellung ist bis zum 26. Februar zu besichtigen nach telefonischer Vereinbarung unter 0221/2011-373.
Interview mit Herbert Remmel, einem der Kinder der Operation Shamrock
Zur Website der Heinrich-Böll-Stiftung
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