Fingerstyle
Butterweich und rasend rhythmisch — Konzert des kanadischen Gitarristen Don Alder

Solch flinke Finger auf der Gitarre gab es in der Kulturkirche Ost noch nie zu bestaunen. Der Kanadier Don Alder, einer der international renommiertesten Fingerstyle-Artisten, schaute auf seiner Deutschland-Tour im April 2016 auch in Köln-Buchforst vorbei und beeindruckte die zahlreichen Zuhörer mit einem reichen Repertoire aus rasender Highspeed-Akrobatik und gefühlvollen Balladen.
Mit Kirchen als Auftrittsort hat Don Alder gute Erfahrungen gemacht, mit Deutschland ebenso. „Ich toure nicht zum ersten Mal durch Germany und habe dabei immer wieder auch in Gotteshäusern gespielt, bestimmt schon acht, neun Mal“, erzählt er. Im Vergleich fällt die Kulturkirche Ost in Köln-Buchforst ein wenig aus dem Rahmen, findet der kanadische Gitarren-Virtuose. „Die ist sehr modern. Außerdem hängt hier überall moderne Kunst an den Wänden – großartig!“ Bei seinem Konzert war das die Dreier-Ausstellung von Odo Rumpf, Detlef Kirchner und Carsten R. Demski. „Das ist ziemlich abgefahren für mich, sowas gibt’s in Kanada nicht.“
Einen Fingerstyle-Artisten wie Don Alder hingegen gibt es auf der ganzen Welt nicht. „Traditionelle Fingerstyle-Spieler benutzen eine bestimmte Technik“, erklärt er. „Bei mir ist mehr Swing drin, das ist ziemlich unorthodox. Aber das macht es zu meinem eigenen Stil.“ Obwohl er schon diverse internationale Fingerstyle-Wettbewerbe gewonnen hat, hält er sich keineswegs für den größten Meister dieser Disziplin. Wohl auch deshalb, weil er nicht auf diese sehr spezielle Schublade reduziert werden möchte. Er will, sagt er, einfach gute Musik machen. „Wenn Du an Willi Nelson denkst – war er der beste Sänger der Welt? Nein. Oder John Wayne – war er der beste Schauspieler der Welt? Nein. Aber beide hatten Charakter, und dafür liebten sie die Menschen.“ Don Alder möchte also nicht für seine beeindruckende Technik, sondern vor allem für den besonderen Charakter seiner Musik, die er ausnahmslos selbst komponiert, respektiert werden.
„Beeindruckend virtuos“
Bei Ernst Behrend, Zuhörer aus Buchheim, hat Alder mit seiner Kunst voll ins Schwarze getroffen. „Ich bin jemand, der gern Blues hört, also generell auch Gitarrenmusik“, sagt er. „Was mich besonders beeindruckt, ist seine Virtuosität am Instrument.“ Behrend ist nicht zum ersten Mal in der Kulturkirche Ost. „Ganz tolle Location“, sagt er. „Und eine Riesen-Akustik.“
Die reizt Alder an diesem Abend gut zwei Stunden lang genussvoll aus. Immer wieder lauscht er in den ruhigen Stücken dem Nachklingen der Töne hinterher, so als wolle er sie bis zur wirklich allerletzten Schwingung auskosten. Bei den rhythmischen, mitunter extrem schnellen Stücken, bei denen die Augen der Zuschauer dem Spiel seiner Hände kaum zu folgen vermögen, treibt er seine Instrumente bis zur äußersten Lautstärke. Wenn er gleichzeitig Seiten zupft und auf dem Korpus trommelt, klirrt es bisweilen in den Ohren, so laut wird es. Aber auch bei rasanter Fahrt verliert Alder nie den Halt, Tempo und Takt schlagen gleichmäßig wie eine Quarzuhr.
Meister der Harp Guitar
„Wir sind wirklich stolz, einen solchen Künstler bei uns zu haben“, sagt Patricia Hoepp vom Sozialmanagement der GAG. Persönlich freut sie sich vor allem auf die Harp Guitar: „Don Alder ist einer der ganz wenigen, die darauf spielen können.“
Das ungewöhnliche Instrument, laienhaft ausgedrückt eine Kombination aus Akustik-Bass und -Gitarre, muss bis zum letzten Drittel des Konzerts auf seinen Einsatz warten und darf dann auch nur für ein einziges Stück ran: „Man from Lady Lane“ heißt es, eine butterweiche Akustik-Ballade, in der die Harp-Guitar die gesamte Üppigkeit ihrer klanglichen Wärme entfalten kann. So wird die Kulturkirche zu einem wohligen Raum, in dem Hören und Träumen dasselbe sind. Don Alder zu lauschen ist in diesem Moment fast wie Meditation. Man weiß nicht genau, was gerade passiert, aber man weiß, dass es guttut. Und als die letzten Töne verklingen, horcht man ihnen genauso gebannt hinterher wie der Meister selbst. Applaus!
Zur Website von Don Alder.
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