Lesung
Eine Handvoll Weisheit — Elke Heidenreich: "Alles kein Zufall"

Die Kölner Museumsnacht ist mittlerweile fester Programmpunkt im Jahresterminkalender der Kulturkirche Ost. Diesmal lockten die Organisatoren zu diesem Anlass eine der bekanntesten deutschen Autorinnen auf die Kanzel: Elke Heidenreich las aus ihrem Bestseller „Alles kein Zufall“.
An ihrer Seite: Marc-Aurel Floros. Der Pianist ergänzte, erweiterte und kommentierte die kurzen Geschichten und Gedanken seiner Bühnen- und Lebenspartnerin mit musikalischen Miniaturen aus Barock, Klassik und Moderne.
In ihrem Buch, das sich monatelang ganz oben in den deutschen Verkaufslisten hielt, hat Heidenreich Beobachtungen, Erinnerungen und Ideen versammelt und nach Alphabet geordnet. Ein inhaltlicher Zusammenhang, gar eine logische Abfolge ergibt sich also allenfalls zufällig. Doch einen Zufall gibt es ja bekanntlich nicht – zumindest wenn man dem Buchtitel glauben schenken mag.
Geschichten im Twitter-Format
Dass „Alles kein Zufall“ ein solcher Erfolg werden würde, damit habe – so Heidenreich – „kein Mensch gerechnet“. Klar, hinterher ist man immer schlauer, aber man hätte es ahnen können: Die kurzen, teilweise gar superkurzen Textchen, oft nur eine Handvoll Sätze lang, sind wie gemacht fürs Twitter-Zeitalter und Aufmerksamkeitsspannen, die kaum über 160 Zeichen reichen. Zum Beispiel „Godot II“:
An einer Kirchentür in Zürich ein handgeschriebener Zettel: „Bin gleich zurück. Godot.“
Das passt wirklich in einen Tweet.
Die Zuschauer in der Kulturkirche Ost lachten mit Elke Heidenreich – und der eine oder andere mag vielleicht auch ein heimliches Tränchen verdrückt haben. Gekonnt changierte die erfahrene Erzählerin – ganz nebenbei ja immer noch auch eine der beliebtesten Sprecherstimmen im deutschen Rundfunk – zwischen den süßen und bitteren Momenten des Lebens: zwischen jugendlichem Liebesschmerz („Brüder I“) und altersweiser Melancholie („Blumen“), zwischen frühen Dummheiten („Drogen“) und altem Starrsinn („Englisch“), zwischen besonderen Momenten („Perlen“) und einfach schön-absurden Alltagsgeschichten („Vogel“).
Kölsche Krätzjer
Vor Elke Heidenreich hatte Philipp Oebel das Publikum mit seinen „Krätzjer“, kleinen Liedern über Köln und seine Bewohner, bestens auf die Lesung eingestimmt. Für den harmonischen Ausklang sorgte Igor Epstein, Stammgast in der Kulturkirche Ost, mit seinem flinken Geigenspiel zwischen Jazz und Klezmer.
Zur Website von Philipp Oebel
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