Lesung
Bücher sind die beste Medizin — "Das Lavendelzimmer" von Nina George

Für die letzte Lesung ihrer Tour hatte sich Nina George einen wahrhaft feierlichen Rahmen ausgesucht: die Kulturkirche Ost. Bester Laune nahm die Erfolgsautorin ihre Gäste mit in „Das Lavendelzimmer“ und überraschte mit großem schauspielerischen Talent und kleinen Anekdoten aus ihrer Kölner Zeit.
Das Gotteshaus und seine Atmosphäre hinterließen Eindruck bei Nina George: „So eine Kirche ist ein bisschen so wie der Kopf eines Schriftstellers.“ Als Kind hatte sie knapp drei Jahre lang nicht weit entfernt bei ihrer Großmutter in einer Wohnung der GAG in Ostheim gelebt. „Köln ist ein Ort der Sicherheit für mich.“
Alles andere als sicher fühlte sich die Autorin in jener Zeit, als sie „Das Lavendelzimmer“ schrieb. Ihr geliebter Vater war plötzlich verstorben, fast gleichzeitig erlitt sie einen schweren Bandscheibenvorfall, in dessen Folge sie fast einen Arm verloren hätte. „Ich musste durch das tiefe Tal der Schmerzen.“
Bücher gegen Liebeskummer
Doch oft sind es gerade solche Krisen, die neue Wege aufzeigen. „Ich habe beschlossen, nur noch das zu schreiben, was ich wirklich will und liebe.“ So entstand der Hauptakteur von „Das Lavendelzimmer“, ein Charakter, der Bücher ähnlich innig liebt wie Nina George: der Buchhändler Jean Perdu. Er betreibt auf seinem Boot eine Bücherapotheke, weiß genau, welches Buch gegen welche seelische Krankheit hilft und was seine Kunden gerade lesen sollten, um sich besser zu fühlen. Nur gegen seinen eigenen Liebeskummer findet er nicht die passende literarische Medizin.
„Das Lavendelzimmer“ sei, so fasst es Nina George selbst zusammen, „ein Buch über Männer, die Frauen lieben.“ Mit erstaunlichem schauspielerischen Talent nahm sie die Zuhörer mit an Bord des Bücherschiffs, fuhr mit ihnen durch die Kanäle Frankreichs, spürte dem Zauber der Provence nach und tanzte mit der Hauptfigur Jean Perdu.
Wie sie sich zum Schreiben in Stimmung bringen würde, fragte ein Zuhörer aus dem Publikum. „Für jedes Buch habe ich ein spezielles Stück, das ich in Dauerschleife höre“, verriet Nina George. Wie es sich für eine leidenschaftliche Tangotänzerin gehört, war dies beim „Lavendelzimmer“ ein Tangostück: „Por Una Capeza“.
Ihre Kölner Jahre liegen eine Weile zurück, heute lebt und schreibt George in Berlin und der Bretagne. Doch so ein wenig hat ihre Zeit am Rhein sie offenbar doch nachhaltig geprägt. Was sie nach so einer Lesung fühle, war die letzte Frage dieses gelungenen Abends. „Hunger!“ antwortete George. „Ich würde jetzt alles tun für ein Mettbrötchen mit Zwiebelchen.“ Wohl bekomm’s!
Zur Website von Nina George.
Die Lesung war Teil der 2. Kölner Literaturtage.
Aktuelle Infos und Terminhinweise finden Sie auf der Facebook-Seite der Kulturkirche Ost.