Germaniasiedlung
Das lebendige Denkmal — Leben in Köln-Höhenberg
Wie ein Baudenkmal wirkt sie auf den ersten Blick nicht, die Germaniasiedlung in Köln-Höhenberg. Hell, weiträumig und grün ist das Gelände gestaltet. Es gibt Kitas, ein Café, eine Kneipe, die Grundschule und das Paul-Schwellenbach-Haus, ein Anwohner-Treffpunkt des Viertels. Die Häuser sind frisch saniert, auf den verkehrsberuhigten Straßen und kleinen Plätzen unterhalten sich Nachbarn, Kinder toben ausgelassen auf einem großen Spielplatz. Eine so lebendige Szenerie erwartet man nicht unbedingt von einem Denkmal.
Dennoch ist die Siedlung baugeschichtlich so bedeutend, dass sie im Jahr 2000 größtenteils unter Denkmalschutz gestellt wurde. 1.400 Wohnungen für Arbeiter, Angestellte und Beamte errichtete die GAG zwischen 1920 und 1928 auf dem ehemaligen Gelände der Zeche „Germania“. Zahlreiche, zum Teil namhafte Architekten waren an der Planung beteiligt. Ihnen verdankt die Germaniasiedlung ihre architektonische Besonderheit: Die verschiedensten Baustile der Weimarer Republik finden sich hier vereint zu einem Gesamtwerk, das schon damals als vorbildlich für den städtischen Wohnungsbau galt.
Wie Menschen in der Siedlung früher wohnten, kann man in einer Museumswohnung erfahren, die von der GAG und dem Kölnischen Stadtmuseum im Paul-Schwellenbach-Haus gestaltet wurde. Mit einer originalgetreuen Einrichtung ausgestattet, bietet sie einen Einblick in das Alltagsleben der Menschen in den 20er Jahren. Ausgestellt sind außerdem historische Karten, Pläne und alte Fotos, die zeigen, wie die Germaniasiedlung vor fast 90 Jahren ausgesehen hat.
Davon kann man sich inzwischen aber auch direkt einen Eindruck verschaffen, denn das heutige Erscheinungsbild der Siedlung kommt dem historischen Original wieder sehr nah. Grund dafür ist eine aufwendige Sanierung, die 2011 nach zehn Jahren abgeschlossen wurde. Aufwendig waren die Bauarbeiten nicht nur wegen der strengen Vorgaben des Denkmalschutzes, sondern auch, weil gleichzeitig moderne energetische Anforderungen berücksichtigt und die Belastung der Mieter auf ein Minimum beschränkt werden sollten.
Etwa 80 Millionen Euro kostete das Projekt und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Lich, Luff un Bäumcher (Licht, Luft und Bäume) – das Gründungsmotto der GAG, sorgt auch in der modernisierten Germaniasiedlung des 21. Jahrhunderts für eine hohe Lebensqualität, nicht nur in den Außenbereichen: Die Ausstattung der Wohnungen bietet modernen Komfort bei bezahlbaren Mieten. Das Angebot an Wohnraum reicht von der Ein-Zimmer-Wohnung für Studenten bis hin zur großen Vier-Zimmer-Wohnung für Familien.
Überzeugt hat das Konzept sowohl die Mieter, als auch die Jury, die das Projekt 2009 mit dem Deutschen Bauherrenpreis für die gelungene Modernisierung auszeichnete.