"Gegen jede Mauschelei"
Mehr günstiger Wohnraum - gegen Korruption
Jochen Mauel als Leiter der GAG-Immobilienwirtschaft und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfahren immer wieder hautnah, welche negativen Auswirkungen der dauerhafte Wohnraum-Mangel in Köln für viele Menschen konkret hat. Im Interview spricht er über mögliche Auswege aus der Misere und Gestaltungsspielräume für ein lebenswertes Zusammenleben.
Herr Mauel, die GAG-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kundencentern berichten von immer mehr verzweifelten Wohnungssuchenden. Auf 200 verfügbare Wohnungen kommen bei der GAG gegenwärtig rund 15.000 Interessenten. Wie ist diese Schere wieder zu schließen?
JOCHEN MAUEL: Es gibt da eigentlich nur einen einzigen Ausweg: Wir brauchen mehr günstigen Wohnraum. Da ist in den vergangenen Jahrzehnten in vielen großen Städten Deutschlands zu wenig geschehen. Die GAG leistet ihren Beitrag, indem sie in den kommenden Jahren jährlich mehr als 500 Wohnungen neu baut.
Selbst wenn dieser Wohnraum kommt, wird sich die Lage in naher Zukunft nicht bessern. Ein idealer Nährboden für Korruption und vergleichbare Delikte.
MAUEL: Ich habe großen Respekt vor allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in solchen Momenten widerstehen können. Hier macht die GAG ihren Angestellten, Wohnungsinteressenten und Geschäftspartnern aber immer wieder klar, dass sie keine Mauscheleien oder Bestechungsversuche duldet, gleich welcher Art.
Wir brauchen mehr günstigen Wohnraum.
Wie sollte der alltägliche Umgang mit den Wohnungssuchenden aussehen?
MAUEL: Unser Ziel muss immer sein, menschliche Lösungen zu finden. Wir wollen ja niemandem etwas Böses, wenn wir ihm keine Wohnung geben können, und es macht uns überhaupt keinen Spaß, jemanden abzulehnen. Was wir aber wollen, ist das Beste für unsere Mieterinnen und Mieter im Sinne eines lebenswertes Zusammenlebens. Das heißt, dass wir Wohnungen nicht nur nach Dringlichkeit vergeben können, sondern auch andere Kriterien ansetzen müssen, etwa: Wie gut passt jemand menschlich in ein vorhandenes Wohnumfeld? Erfüllt der Interessent die Voraussetzungen zum Bezug einer geförderten Wohnung? Oder auch mal: Ist die Schule für die Kinder fußläufig erreichbar? Eine gelungene, passgenaue Vermietung ist insofern für uns immer auch ein Erfolgserlebnis.
Das klingt sehr idealistisch.
MAUEL: Das ist neben dem menschlichen Aspekt aber auch wirtschaftlich gedacht, besonders im Hinblick auf den Neubau von Wohnquartieren. Die Vermietung ist das wichtigste Geschäftsfeld der GAG, da muss alles passen. Und das fängt eben schon bei der Kommunikation ganz am Anfang an, indem wir den Menschen sagen: Wir wollen euch gerne bei uns haben! Und zwar gerade auch die Familien, die allein erziehenden Mütter und Väter, die sozial Benachteiligten – also all jene, die es auf dem freien Wohnungsmarkt noch schwerer haben als andere. Und diejenigen, die – zu bezahlbaren Mieten – einfach nur in einer unserer Siedlungen wohnen, sich wohlfühlen und eben leben möchten.