Ein Team fürs Klima
"Großes Knowhow für Klimaschutz aufgebaut"

Wie kann der Ausstoß von CO2 weiter verringert werden? Welche Einsparungen lassen sich im Gebäudebereich erzielen? Und wie schafft es ein Wohnungsunternehmen wie die GAG, klimafreundliche Verfahren und Prozesse zu etablieren und gleichzeitig ihren Mieterinnen und Mietern preisgünstige Wohnungen anzubieten? Wie kann das Stadtklima verbessert werden? Mit diesen und vielen anderen Fragen beschäftigt sich das Projekt Klima 2050, mit dem Kölns größte Vermieterin Antworten auf eines der drängendsten Probleme unserer Zeit zu geben. Im Gespräch erläutern Sabrina Gulde, die das Projekt gemeinsam mit Sarah Scholz leitet, und Sebastian Zens, zuständig für die Teilprojekte Energiemonitoring und Energieeinkauf, wie die GAG noch klimafreundlicher wird.
Frage: Frau Gulde, Herr Zens, welche Verantwortung hat die GAG, die doch für preiswertes Wohnen in Köln steht, beim Thema Verringerung von Treibhausgasen?
Sabrina Gulde: Eine sehr große. Ähnlich wie Verkehr und Industrie setzt der Gebäudebereich jedes Jahr große Mengen an Treibhausgasen frei. Direkt und indirekt ist er für etwa 30 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Hier gibt es also große Einsparpotenziale, aber natürlich auch sehr große Herausforderungen.
Sebastian Zens: Die größte Herausforderung ist sicherlich, die Balance zwischen Maßnahmen zum Klimaschutz und den Mietkosten für die Bewohnerinnen und Bewohner zu halten. Deshalb wird im Rahmen des Projekts auch untersucht, welche wirtschaftlichen Auswirkungen die Maßnahmen sowohl auf die Menschen, die in den Wohnungen leben, als auch auf das Unternehmen haben.
Frage: Was wurde denn alles untersucht und wie klimafreundlich kann die GAG in den nächsten Jahren und Jahrzehnten werden?
Sabrina Gulde: Das Projekt ist in neun Teilprojekte unterteilt. Wir nehmen die Technologien zur Wärmeerzeugung und die Gebäudehülle, bzw. einzelne Gebäudeteile sowie die Nutzung regenerativer Energien, vor allem durch Photovoltaik, unter die Lupe. Damit können wir den CO2-Ausstoß direkt beeinflussen. Außerdem schauen wir uns Möglichkeiten zur Dachbegrünung, einer klimafreundlichen Optimierung unserer Außenanlagen und zum Ausbau der Elektromobilität an. Dadurch wollen wir den CO2-Ausstoß indirekt verringern, bzw. kompensieren.
Sebastian Zens: Außerdem beschäftigen wir uns mit dem Einkauf von Energie zum Betrieb der Energieerzeugungsanlagen und für die Allgemeinbereiche in unseren Wohngebäuden und unseren eigenen Standorten. Durch den Einkauf klimafreundlicher Energien, zum Teil aus regenerativen Quellen, können wir den CO2-Ausstoß ebenfalls verringern. Darüber hinaus ermöglicht der Aufbau einer breiten Datenbasis mit Energiekennzahlen ein Monitoring der Wirtschaftlichkeit und Energieeffizient sowie eine Kalkulation, bei der Fördermöglichkeiten für verschiedene energetische Maßnahmen optimal genutzt werden. Ein weiteres Teilprojekt beschäftigt sich dann mit dem Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer, also den Menschen, die in unseren Wohnungen leben. Denn schlussendlich hat insbesondere das Nutzerverhalten einen großen Einfluss auf den Energieverbrauch und die Entstehung von Treibhausgasen.
Frage: Wo ist die GAG schon gut aufgestellt, wo besteht noch Optimierungspotenzial?
Sabrina Gulde: Schon seit 2016 bieten wir mit unserem Mieterstrom Veedel-Energie eine umweltfreundliche Alternative bei der Stromversorgung für unsere Mieterinnen und Mieter an. Bei der Wärmeerzeugung vor Ort in Blockheizkraftwerken entsteht Strom, der auf kurzen Wegen zu den Mieterinnen und Mietern gelangt. Veedel Energie wird weiter ausgebaut, dabei setzen wir jetzt verstärkt auch auf Photovoltaik, um mit der Kraft der Sonne den Mieterstrom zu produzieren. Bei der Wärmeerzeugung wird der verstärkte Einsatz von regenerativen Energieträgern wie Wärmepumpten oder Biomasseanlagen geprüft, was ebenso wie die Anbindung ans Fernwärmenetz eine Alternative zum Erdgas bietet.
Sebastian Zens: Bei den Gebäuden untersuchen wir vorrangig die Dämmung, sodass so wenig Energie wie möglich ungenutzt entweichen kann. Wir haben bereits verschiedene Varianten untersucht, die über den durch die Energieeinsparverordnung vorgegebenen Mindeststandard hinausgehen. Sollten wir den Standard KfW 55 oder 40 beim Neubau, bzw. KfW 100 oder 85 bei der Modernisierung erreichen können, wäre das ein deutlicher Fortschritt.
Sabrina Gulde: Begrünte Dächer sind noch nicht so häufig bei der GAG zu finden. Aber wenn Dächer bei Instandhaltungsmaßnahmen sukzessive begrünt werden, bindet das zusätzliche Treibhausgase und trägt zudem zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Extensive Dachbegrünung kann sogar mit Photovoltaik kombiniert werden, was die GAG ei mehreren anstehenden Neubauprojekten umsetzt. Potenzial besteht auch hinsichtlich der Elektromobilität. Allerdings müssen Angebot der GAG und Nachfrage durch die Mieterinnen und Mieter in einem angemessenen Verhältnis stehen. Deshalb nahm dieser Punkt bei der jüngsten Mieterbefragung großen Raum ein. Schon jetzt bieten wir den Menschen, die einen Stellplatz in einer GAG-Tiefgarage haben und aktiv nach einer Lademöglichkeit für ein E-Auto fragen, ein Mietmodell für Wallboxen an. Weitere Angebote wie ein Sharing-Modell elektrisch betriebener Lastenräder werden ebenfalls geprüft.
Sebastian Zens: Sehr großes Potenzial besteht beim Energieeinkauf, da wir es selbst in der Hand haben, welches Angebot mit welchen ökologischen Vorteilen wir nutzen. Schon heute bezieht die GAG den zugekauften Strom vollständig aus regenerativen Quellen und erwirbt für die bezogenen Erdgasmengen Zertifikate, mit denen weltweit CO2-Ausgleichsmaßnahmen finanziert werden. Und bei der Menge an Energie, die wir für unsere eigenen Standorte und den Allgemeinbedarf in unseren Gebäuden benötigen, kann das auch Vorteile bei der Preisgestaltung bringen. Das ist vor allem angesichts der neuen CO2-Besteuerung relevant, die ab diesem Jahr das Kostenverhältnis zwischen regenerativer Energie und fossiler Energie noch einmal verschiebt. Eine weitere Optimierung unseres Energieeinkaufs, etwa durch die Beimischung von Biomethan, können zusätzliche Tonnen an CO2-Emissionen eingespart werden.
Frage: Klima 2050 verfolgt das Ziel, die GAG bis 2050 klimaneutral zu machen. Schafft das die GAG aus eigener Kraft oder benötigt es die Unterstützung weiterer Akteurinnen und Akteure?
Sebastian Zens: Nicht umsonst ist ein wichtiges Teilprojekt das Nutzerverhalten. Das beste Klimakonzept bringt nicht viel, wenn Mieterinnen und Mieter den ganzen Tag das Licht brennen lassen oder bei offenem Fenster die Heizung aufdrehen. Hier wird sehr viel über Kommunikation und Aufklärung erfolgen müssen. Aber auch die Digitalisierung hilft uns an dieser Stelle weiter, Stichwort Smart Home, wenn viel mehr Einstellungen vorgegeben oder automatisch gesteuert werden. Intelligente Thermostate oder eine bedarfsgerechte Vorlaufsteuerung der Heizung könnten große Einsparpotenziale erzielen. Hierzu sind aber noch gesonderte Untersuchungen von technischen Lösungen notwendig. Und nicht zuletzt bedarf es auch der Unterstützung durch die Politik, die die Förderung energetischer Maßnahmen und dezentraler Energieerzeugungsanlagen weiter ausbauen müsste.
Sabrina Gulde: Schon jetzt lässt sich aber festhalten, dass durch das Projekt Klima 2050 jede Menge Knowhow und Bewusstsein für das Thema im Unternehmen aufgebaut wurde und weiter wird. Kolleginnen und Kollegen aus vielen Abteilungen sind engagiert dabei. Nicht nur im technischen Bereich, auch im wirtschaftlichen Bereich bei der Identifizierung und passgenauen Anwendung von Fördermöglichkeiten ist die GAG vorne mit dabei. Klimaschutz ist nicht nur im Hinblick auf 2050 relevant, sondern schon jetzt, jeden Tag aufs Neue, eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen.