Wer macht Streetwork bei der GAG?
Zwei Kenner aus dem Veedel für das Veedel — Hassan Fakhir und Roman Friedrich

Ihr Arbeitsort ist die Straße. Die Hochhauskomplexe, die sich wie eine Schlange um das Chorweiler Zentrum winden. Der Liverpooler und der Pariser Platz. Die Karl-Marx-Allee. Der Olof-Palme-Park. Das City-Center-Chorweiler. Seit 2016, nachdem die GAG rund 1.200 Wohnungen an der Stockholmer Allee, der Osloer Straße und der Florenzer Straße aus der Zwangsverwaltung übernommen hat, durchstreifen die Streetworker Roman Friedrich und Hassan Fakhir für die GAG das Viertel, in dem mehr als 13.000 Menschen leben.
Roman Friedrich
Seit 2007 ist Roman Friedrich als Streetworker auf Kölner Straßen unterwegs. Acht Jahre lang für den Internationalen Bund, seit 2016 für die GAG. Die meiste Zeit davon in Chorweiler, aber auch in anderen Stadtteilen ist seine Erfahrung und Kompetenz gefragt. Zwischenzeitlich arbeitete er in einem Jugendzentrum.
Geboren ist Roman Friedrich in Omsk, Russland. Nach Deutschland trieb ihn die Neugierde. Als Russlanddeutscher wollte er das Land seiner Vorfahren kennenlernen. Eigentlich nur für einen Abstecher, doch er blieb. Das war Mitte der 1990er Jahre.
Den Entschluss, in die Jugendarbeit zu gehen, hatte er schon als junger Mann in Russland gefasst. Dort arbeitete er bereits ehrenamtlich mit Jugendlichen; unter anderem leitete er eine Boxgruppe. In Deutschland schloss er eine Ausbildung zum Erzieher an, die in einem Studium der Soziologie mündete. Schon während seiner Ausbildung bekam er Angebote, als Streetworker zu arbeiten – zuerst für seine russlanddeutschen Landsleute. Er merkte, dass er etwas bewegen kann, Menschen erreichen, die keine Aussicht für ihr Leben sehen und von der Gesellschaft ausgeschlossen sind. So sieht er es auch als eine Hauptaufgabe, Perspektiven zu schaffen. „Ich zeige Wege und öffne Türen. Den Weg durch die Tür müssen die Menschen selbst gehen.“ Auf die Frage, was ihn am Beruf störe, antwortet er: „Die Unzuverlässigkeit einiger Menschen. Man braucht schon eine gewisse Frustrationstoleranz.“ Dass trotzdem Menschen diesen Weg beschreiten, daraus schöpft er seine Kraft für den anstrengenden Beruf, und das macht ihn glücklich.
Hassan Fakhir
Der Streetworker ist ein Kind Chorweilers. Hassan Fakhir wurde in Köln geboren und wuchs in Chorweiler-Nord auf. Weg aus dem Veedel, in dem er sich immer wohlfühlte, wollte er nie. Diese Treue zum Stadtteil hilft ihm heute, denn die Menschen kennen und vertrauen ihm. „Vertrauen ist die Basis unserer Arbeit. Nur so können wir etwas bewirken“, sagt er.
Zur Sozialarbeit kam er über Umwege. Nach der Schule machte er zuerst eine Ausbildung zum Chemikanten, an die er ein Studium der Fahrzeugtechnik anschloss. Schon während des Studiums machte es „Klick“, und er wollte in die Sozialarbeit. Die kannte er aus dem Zivildienst, den er im Jugendzentrum Northside geleistet hatte. Er beendete zwar noch sein Studium, arbeitete aber nie in der Automobilindustrie. Seitdem ist er in wechselnden Projekten im sozialen Bereich tätig.
Als Streetworker ist Hassan Fakhir seit 2017 für Chorweiler-Mitte zuständig. Im Auftrag der GAG kümmert er sich um die Menschen in dem Viertel. „Diese Arbeit erfüllt mich sehr“, so Hassan Fakhir. Zwar sei der Berufsalltag oft nervenaufreibend und auch nicht immer familienfreundlich, denn seine Klienten hielten sich nicht an die üblichen Arbeitszeiten, so der Familienvater. Doch die Erfolgserlebnisse glichen das aus. „Wenn ich einen Jugendlichen auf den richtigen Weg gebracht habe, dann hat sich die Arbeit gelohnt.“