Ernst Cassel
Auf den Spuren des GAG-Mitbegründers
Ernst Cassel (* 3. März 1852 in Köln, † 21. September 1921 in London) war ein aus Köln stammender Kaufmann jüdischer Herkunft, der u. A. 1913 zu den Mitbegründern der GAG gehörte. Auch weitere Lebensstationen und viele Ergebnisse seines Wirkens sind bekannt. Aber noch immer gibt es eine ganze Reihe von Leerstellen in seiner Biografie. Diese Leerstellen soll nun, 100 Jahre nach Ernst Cassels Tod, eine Doktorarbeit mit Inhalten füllen. Warum, das erzählen GAG-Vorstandsmitglied Kathrin Möller, Dr. Ulrich Soénius, Direktor der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, und Jürgen Becher, Vorstand der Ernst Cassel-Stiftung, in diesem Film.
Nach seiner Ausbildung in einem Kölner Bankhaus zog Ernst Cassel in jungen Jahren erst nach London, dann nach Paris und nach dem Deutsch/Französischen Krieg von 1870/1871 wieder zurück nach London. Durch sein Können und seinen Arbeitseifer stieg er schnell auf und knüpfte Kontakte in höchsten gesellschaftlichen Kreisen bis hin zum englischen Königshaus. Edward, der Prince of Wales und spätere König Edward VII., ernannte ihn zu seinem privaten Finanzberater. Auch zu den späteren englischen Premierministern Henry Asquith und Winston Churchill unterhielt er gute Beziehungen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts benannte er sich um in Ernest Cassel, nach seiner Adelung war er Sir Ernest Cassel.
Mit seiner Arbeit erwirtschaftete Cassel ein bedeutendes Vermögen, zeigte aber von Anbeginn eine wohltätige Einstellung und spendete im Laufe seines Lebens mehr als zwei Millionen Pfund Sterling. 1913 gehörte er zu den Kölner Unternehmern, die die finanzielle Grundlage legten zur Gründung der GAG. Mit 250.000 Goldmark, was heute etwa 1,3 Millionen Euro entspricht, beteiligte er sich daran. Und er verfügte, dass nach seinem Tod sein Vermögen in eine Stiftung eingebracht wurde. Diese Ernst Cassel-Stiftung unterstützt bis heute Mieterinnen und Mieter der GAG in Notlagen.
Das Wissen über den Mensch, Geschäftsmann und Wohltäter Ernst Cassel ist an vielen Stellen aber nicht oder nicht mehr bekannt. Das soll eine Doktorarbeit, die die Biografie Ernst Cassels fundiert und wissenschaftlich aufarbeitet, nun ändern. Initiiert wurde das Vorhaben von Dr. Ulrich Soénius: „100 Jahre nach seinem Tod und im Festjahr ,1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland‘ ist es ein spannendes Vorhaben, mehr über Ernst Cassel und sein Leben zu erfahren“, sagt er. „Aufgrund seiner wichtigen Beteiligung an der Gründung der GAG und der Ernst Cassel-Stiftung fühlen uns ihm nach wie vor sehr verbunden und fördern das Vorhaben einer Doktorarbeit sehr gerne“, begründet GAG-Vorstandsmitglied Kathrin Möller die Unterstützung des Vorhabens durch die GAG. Und auch Jürgen Becher, Vorstand der Stiftung, begrüßt das Vorhaben ebenfalls. „Mit der Gründung einer Stiftung für notleidende Mieterinnen und Mieter war Ernst Cassel seiner Zeit voraus“, betont Stiftungsvorstand Jürgen Becher.
Dr. Ulrich Soénius übernimmt jetzt die Suche nach einer Doktorandin oder einem Doktorranden. Der oder die hat dann, gefördert von der GAG, bis zu drei Jahre Zeit, das Leben und Wirken von Ernst Cassel wissenschaftlich zu erforschen und aufzubereiten.