Projekt Klima 2050
Klimaschutz als Aufgabe
Der Klimawandel ist eines der drängendsten Probleme des 21. Jahrhunderts. Durch den CO2-Ausstoß auf nach wie vor hohem Niveau wird die Erderwärmung weiter vorangetrieben. Neben Verkehr und Industrie ist der Gebäudesektor eine der Hauptursachen für den Ausstoß an Treibhausgasen. Direkt und indirekt verursacht das Wohnen in Deutschland rund 30 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen. Schon seit einigen Jahren engagiert sich die GAG sehr stark dafür, diese Emissionen in ihrem Bereich zu senken. Energetische Modernisierungen der Gebäude und die Erneuerung von Heizungsanlagen tragen dazu bei, dass im Bestand weniger Energie verbraucht und weniger Treibhausgase freigesetzt werden.
Photovoltaik und das erfolgreiche Mieterstromprojekt Veedel Energie erzeugen Strom aus regenerativen Quellen und Kraft-Wärme-Kopplung. Um die CO2-Emissionen stärker und dauerhaft zu reduzieren, sind jedoch weitere Maßnahmen erforderlich. Was dabei möglich ist, welche Schritte dazu unternommen werden müssen und wie dabei der Gleichklang zwischen Ökologie, Ökonomie und sozialer Verantwortung gewahrt werden kann – das untersucht die GAG mit dem breit aufgestellten Projekt Klima 2050.
Komplexes Wechselspiel
Ziel des unternehmerischen Handelns bei der GAG ist der Gleichklang aus Ökologie, Ökonomie und sozialer Verantwortung, um dem Satzungsauftrag gerecht zu werden. Der sieht die Versorgung breiter Schichten der Bevölkerung mit sicherem Wohnraum zu sozial angemessenen Bedingungen vor. Der Klimawandel als gesellschaftliche Herausforderung hat dabei spätestens mit Einführung der CO2-Bepreisung in diesem Jahr direkte Auswirkungen auf die Wohnkosten. Je niedriger der Ausstoß an Treibhausgasen im Bestand ausfällt, desto geringer fallen auch die Belastungen sowohl für die Mieterinnen und Mieter als auch für das Unternehmen aus.
Welche Maßnahmen bringen welche Resultate? Welche Kosten sind damit verbunden und wie wirken sich diese auf Unternehmen und Mieterschaft aus? Das komplexe Wechselspiel auf verschiedenen technischen und wirtschaftlichen Ebenen wird dabei in neun Teilprojekten untersucht, die Sabrina Gulde und Sebastian Zens von der GAG Servicegesellschaft mbH (GAG SG) im Interview genauer vorstellen:
- Wärmeerzeugung
- Gebäudehülle
- Dachbegrünung
- Photovoltaik
- Mobilität
- Freiflächen
- Energieeinkauf
- Wirtschaftlichkeit, Energiemonitoring
- Nutzerverhalten
Erkenntnisgewinn durch Pilotprojekte
Potenzial zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes ist auf jeden Fall vorhanden, das haben die Untersuchungen deutlich gezeigt. Auf Basis dieser Erkenntnisse sollen nun mögliche klimafreundliche Maßnahmen in Pilotprojekten unter technischen und wirtschaftlichen Kriterien bewertet werden. Damit soll eine aussagekräftige Grundlage geschaffen werden, auf der anstehende strategische und operative Entscheidungen getroffen werden können.
Schon in diesem Jahr steht eine Reihe von Maßnahmen an, bei denen klimafreundliche Techniken und Vorgehensweisen ins Tagesgeschäft, bzw. in die laufenden Planungsprozesse integriert werden konnten. Im Einzelnen sind das
- An der Raiffeisenstraße in Köln-Poll, in der ein Austausch der vorhandenen Heizungsanlage ansteht, soll ergänzend zum Gaskessel, eine Wärmepumpe eingesetzt werden, mit der der CO2-Ausstoß bei der Wärmeerzeugung zu verringern.
- In anstehenden Neubau- und Modernisierungsprojekten wird im laufenden Planungsprozess geprüft, wo der Gebäudestandard verbessert werden kann, damit weniger Wärme ungenutzt entwicht.
- Bei anstehenden Instandsetzungsmaßnahmen an Dächern wird verstärkt eine extensive Begrünung der Dachfläche geprüft. Wo möglich, werden diese Dächer dann auch bepflanzt.
- Das Waldbadviertel in Köln-Ostheim ist ein Pilotprojekt für den PV-Rollout. Hier werden Photovoltaikanlagen auf den Dächern installiert, Sektorenkopplung geprüft und über Bilanzkreis und Vertriebskonzept die Voraussetzung für einen größeren Rollout von Photovoltaikanlagen im Bestand geschaffen. Die Bewohnerinnen und Bewohner der rund 500-GAG-Wohnungen werden damit die Möglichkeit erhalten, den umweltfreundlichen Mieterstrom Veedel Energie zu beziehen.
- Bereits seit Anfang des Jahres haben Mieterinnen und Mieter eines Stellplatzes in GAG-Tiefgaragen die Möglichkeit, über die GAG SG eine so genannte Wallbox als Ladepunkt für Elektroautos anzumieten. Das erfolgt bislang aber lediglich auf Anfrage. Die Nachfrage und die daraus resultierenden Folgen werden weiter analysiert. Außerdem fließen die Ergebnisse der GAG-Mieterbefragung zur Mobilität in Überlegungen ein, ab wann aus dem reaktiven ein aktives Angebot in Kombination mit einem Konzept zu öffentlichen Ladesäulen und Sharing-Angeboten in Quartieren werden soll.
- In fünf GAG-Quartieren werden so genannte Ökoinseln zur Stärkung der biologischen Vielfalt ausgebaut. Außerdem werden die ersten Hausfassaden begrünt. Dadurch wird teilweise CO2 gebunden sowie Lebensraum für Insekten geschaffen und ein Kühlungseffekt über Verdunstungskälte erzielt. Regenwasserrückhaltung und –nutzung steht ebenfalls im Fokus der Pilotprojekte zur Realisierung von Zisternen bei anstehenden Neubau- und Modernisierungsprojekten.
- Der CO2-Ausstoß und die damit verbundene Bepreisung kann durch die Verwendung von Biogas reduziert werden. Für den Einkauf dieses Energieträgers wird eine Strategie entwickelt, um den möglichst besten wirtschaftlichen und ökologischen Effekt zu erzielen.
Kontinuierliche Fortschritte
Mit den Ergebnissen aus diesen Pilotprojekten werden belastbare Grundlagen geschaffen und Erfahrungen gesammelt, um weitere Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes planen und umsetzen zu können. Gerade in den Bereichen Wärmeerzeugung und Gebäudehülle, dem seit der Gründung 1913 ureigenen Terrain der GAG, sind durch kontinuierliche Instandsetzung und regelmäßige Modernisierung schon in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten große Fortschritte hin zu mehr Klimaschutz erzielt worden. Diese Fortschritte kontinuierlich weiterzuführen und auszubauen sowie klimafreundliche Maßnahmen noch stärker im Unternehmen zu implementieren, das soll mit den Ergebnissen aus dem Projekt 2050 erreicht werden.
Gemeinsam auf dem richtigen Weg
Um den starken Anteil des Gebäudesektors am CO2-Ausstoß in Köln nachhaltig zu senken, bedarf es aber weiterer Unterstützung und des Mitwirkens von Akteurinnen und Akteuren außerhalb der GAG. Angefangen bei den Mieterinnen und Mietern in ihren rund 45.000 Wohnungen, die durch ihr Verhalten einen starken Einfluss auf den Energieverbrauch haben, die RheinEnergie als derzeitiger Energielieferant, über Kooperationen in der gesamten Wohnungswirtschaft und der Bereitstellung CO2-neutraler Energieträger bis hin zur Förderung durch die öffentliche Hand für Maßnahmen zur Senkung des CO2-Ausstoßes ist ein vielschichtiges Zusammenspiel erforderlich.
Erste Schritte auf dem Weg zu noch mehr Klimafreundlichkeit hat die GAG bereits erfolgreich zurückgelegt. Die beste Route für die nächste Wegstrecke muss aber noch gefunden werden, damit die GAG auch weiterhin über den Gleichklang von Ökologie, Ökonomie und sozialer Verantwortung ihrem Satzungsauftrag für die Menschen in Köln gerecht wird.