100 Jahre Bauhaus, 130 Jahre Wilhelm Riphahn – aus diesen Anlässen lud die GAG Immobilien AG zum “Fest der Baukultur” in und um die Kulturkirche Ost ein. Im wohltuenden Schatten des Kirchenbaus genossen die großen und kleinen Besucher bei kühlenden Getränken unter anderem Livemusik von Miljö und Planschemalöör und Spiel und Spaß von Clown Francesco.
Eine namhafte Expertenrunde beschäftigte sich mit dem Thema “Bezahlbares Wohnen damals und heute”. Unter der Moderation der Kölner Architekturhistorikerin Dr. Ute Fendel diskutierten
- Kathrin Möller, GAG-Vorstand für Technik und Immobilienbewirtschaftung
- Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, ehemalige Dombaumeisterin
- Dr. Thomas Werner, Stadtkonservator
- Norbert Fuchs, Bezirksbürgermeister Köln-Mülheim
Gleich zu Beginn stellte Kathrin Möller klar: “Man kann auch heute gute Qualität zu tragbaren Preisen bauen.” Eine nicht zu unterschätzende Aussage in einer Zeit, da die Immobilien- und damit auch die Mietpreise allerorten explodieren. “Wir wollen keine Luxus-Architektur, sondern guten und menschlichen Städtebau ausprägen.”
Dieser Ansatz hat Tradition bei der GAG. Moderatorin Ute Fendel erinnerte daran, dass die Weiße Stadt mit ihren knapp 600 Wohneinheiten Ende der 1920er Jahren in nur zwei Jahren errichtet wurde. Auch da wirkte schon das Motto “Lich, Luff un Bäumcher” stilbildend, das die Wohnquartiere der GAG noch heute prägt und das Zusammenleben der Bewohner fördert. Stadtkonservator Thomas Werner verwies aber auch auf die Schwierigkeiten, die im GAG-Portfolio vielfach vorhandene denkmalgeschützte Substanz zu erhalten und zu erneuern. “Oft wurden früher billige Baumaterialien verwendet und schnell zusammengesetzt. Wenn Sie das heute sanieren wollen, ist das eine große Herausforderung.” Eine Aufgabe, der sich die GAG immer wieder erfolgreich stellt – wie etwa bei der Naumannsiedlung in Riehl.
“Gutes gemeinsames Ringen”
Kathrin Möller lobte die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz als “gutes gemeinsames Ringen”. Der Veranstaltungsort der Kulturkirche Ost ist dafür ein gutes Beispiel. Dank des Engagements der GAG konnte die in den 1960er Jahren erbaute Kirche erhalten werden und steht heute sowohl den Gläubigen der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Buchforst-Buchheim zu Verfügung als auch Kunst- und Kulturfreunden.
Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs forderte größere Anstrengungen, den Anteil an bezahlbarem Wohnraum in Köln zu erhöhen. “Wir brauchen mehr Wohnungen, wie die GAG sie baut, und mehr Wohnbaugesellschaften, die sich wie die GAG in der Stadt engagieren.” Barbara Schock-Werner, die ehemalige Dombaumeisterin, regte an, die gängigen Standards zu überdenken. “Wenn sie heutige Wohnungen mit früher vergleichen, sind wir schon verwöhnt”, sagte sie. “Wir sollten überlegen, welche Standards zu halten sind und bei welchen man vielleicht nachgeben kann.”
Denkanstöße wie diese konnten die Besucher im Anschluss mit den Podiumsteilnehmern diskutieren. Dabei mahnte Werner, beim Stichwort “Nachverdichtung” die notwendigen urbanen Freiräume nicht zu verbauen. “Wir knabbern an den Grünflächen!” Ein Hinweis, der gerade an einem heißen Tag wie diesem auf offene Ohren stieß.
Der Architekt Wilhelm Riphahn, vor 130 Jahren geboren, prägte die Stadtentwicklung in der erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts entscheidend mit. Häufig arbeitete er im Auftrag der damals noch jungen GAG, deren vorrangige Aufgabe schon damals darin bestand, den Kölner Bürgern nicht nur bezahlbaren, sondern auch lebenswerten Wohnraum zur Verfügung zu stellen. So entstanden unter anderem in Buchforst die GAG-Siedlungsdenkmäler Weiße Stadt und Blauer Hof.