Beistand in besonderen Zeiten
Menschliche Nähe auf Entfernung
Soziale Arbeit in Zeiten der Pandemie
Das soziale Engagement der GAG lebt vor allem durch den intensiven Kontakt mit den Menschen, die in den rund 45.000 Wohnungen von Kölns größter Vermieterin zu Hause sind. Kontaktbeschränkungen, Abstand und Lockdown haben diese zahlreichen und intensiven Begegnungen im vergangenen Jahr aber sehr stark eingeschränkt, teilweise ganz zum Erliegen gebracht. So mussten für die soziale Arbeit im Quartier ganz neue Wege und Inhalte gefunden werden, um menschliche Nähe auch auf Entfernung entstehen zu lassen. Das führte zunächst zur ganz praktischen Unterstützung vor allem älterer Mieterinnen und Mieter, die sich nicht mehr ohne Weiteres mit den Dingen des täglichen Bedarfs versorgen konnten. Dazu wurden neue digitale Formate unterstützt oder die Digitalisierung von Kooperationspartnern in den Quartieren gefördert. Und natürlich ging es auch um alternative Angebote gegen Langeweile und Trübsal, mit denen den Bewohnerinnen und Bewohnern Abwechslung verschafft werden konnte. Abwechslung in Zeiten, in denen das Leben der Menschen zwischen Homeoffice und Homeschooling, zwischen Lockdown und eingeschränkten Urlaubsmöglichkeiten sehr stark auf die eigenen vier Wände konzentriert ist.
Nachbarschaft unter Corona-Bedingungen
Tatkräftige Unterstützung vor Ort leistet seit Ende 2015 der Verein „Aktion Nachbarschaft“ für die Menschen im Köln-Bickendorfer Westend, speziell im Bereich um die sogenannten Y-Häuser am Ossendorfer Weg. Initiiert und gefördert wird der Verein durch die GAG. Die Vereinsmitglieder betreiben eine Nachbarschafts-Tafel und das Bickendorfer Fahrradbüdchen, geben Nachhilfe und Sportkurse oder veranstalten Stadtteilfeste. Der durch dieses Engagement entstandene nachbarschaftliche Zusammenhalt zeigte sich durch verschiedene Aktionen in der Corona-Pandemie. So konnte durch das Engagement der Helferinnen und Helfer das Angebot der Lebensmittelausgabe ausgeweitet werden. Daneben nähten die Ehrenamtler auch mehrere hundert Alltagsmasken, die an die Bewohnerinnen und Bewohner verteilt wurden. Außerdem wurde mit Hilfe der GAG eine nachbarschaftliche Einkaufshilfe organisiert. In den GAG-Seniorenhäusern in Köln-Nippes und Köln-Niehl verteilten die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der GAG ebenfalls Alltagsmasken, die von anderen Bewohnerinnen und Bewohnern genäht wurden. Dazu gab es Infozettel mit hilfreichen Kontaktdaten. In Köln-Bickendorf unterstützte die GAG das Café Bickolo, eine ökumenische Begegnungsstätte, die Blumenkästen an die Menschen im Quartier verteilte. Bepflanzt wurden die von einem ansässigen Blumenhändler sowie Patientinnen und Patienten einer Therapieeinrichtung für Suchterkrankte. Nach wenigen Tage blühten die Balkone im Viertel regelrecht auf. Durch Kontakte zur GAG wurde der Inhaber einer Gerüstbau-Firma animiert, kostenlos Wasser und Klopapier zu den älteren Mieterinnen und Mieter in Köln-Bilderstöckchen zu bringen. Denn viele Seniorinnen und Senioren konnten oder wollten in der Corona-Zeit nicht vor die Tür. Einen Einkaufsdienst für die gleiche Zielgruppe organisierte die GAG auch mit Unterstützung der Einkaufshelfenden der Sozial-Betriebe-Köln (SBK) und der Gemeinnützigen Werkstätten Köln (GWK) in Köln-Riehl. Einmal in der Woche brachten sie Lebensmittel bis an die Tür. Und um etwas Nähe in der Advents- und Weihnachtszeit zu vermitteln, überlegten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung Sozialmanagement eine spontane Weihnachtsaktion. In den 39 Seniorenhäusern gingen sie von Tür zu Tür und verteilten Weihnachtstüten mit Süßigkeiten. Die beschenkten Seniorinnen und Senioren waren sichtlich gerührt.
Digitale Lösungen im Einsatz
Vor knapp zehn Jahren entstand durch die GAG und dem Verein Querwaldein die Idee, gemeinschaftliche Gartenprojekte für Kinder und Eltern aus strukturschwächeren Stadtteilen zu schaffen – die GartenClubs der GAG. Seitdem pflegen Kinder, Mütter, Väter, Großeltern und Nachbarn die Gärten, säen, ernten, mähen, pflücken Unkraut oder treffen sich zum Quatschen oder Kochen nach der Gemüseernte. Kontakt halten und der Austausch über Natur, Gärtnern, Selbermachen und Nachhaltigkeit – das wurde nun mit Videos erreicht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Querwaldein führten virtuelle Rundgänge durch die Gärten und zeigten, wie man Blumenbomben bastelt, Waldgeister schnitzt und vieles mehr. Tipps und Informationen rund um Natur und Nachhaltigkeit rundeten das digitale Angebot ab. Auch in der Bildung setzte die GAG durch die Unterstützung digitaler Angebote Akzente. Der Corona-Lockdown brachte beispielsweise die Hausaufgabenhilfe des Kooperationspartners Pro Humanitate zum Erliegen. PCs und Tablets fehlten in den Haushalten. So stellte Kölns größte Vermieterin nicht mehr benötigte Tablets aus dem eigenen Bestand zur Verfügung. Die kommen nun bei der Hausaufgabenhilfe des Vereins in seinem Jugendtreff in Porz-Zündorf zum Einsatz. Dort können die Kinder und Jugendlichen jetzt digital lernen. Ganz andere Sinne sprach das digitale Angebot des Jugendhauses Fzwei an der Boltensternstraße in Köln-Riehl an – den Geschmackssinn, und zwar mit einer virtuellen Kochshow. Die Jugendlichen zeichneten sie auf und schnitten daraus einen Film. Das Video schickte das Team an die Familien in der Siedlung. Gleichzeitig erhielten alle Interessierte einen Lebensmittelkorb mit den Nahrungsmitteln, die im Video verarbeitet wurden. Die Aktion wurde mit Begeisterung angenommen, und die Resonanz bei Eltern, Kindern und Jugendlichen war groß. Das Projekt wurde von der GAG konzeptionell begleitet und finanziell unterstützt. Weitere Unterstützung für die Bildung in GAG-Quartieren erhielten Kinder und Jugendliche in Köln-Chorweiler. Die Heinrich-Böll-Gesamtschule, die Gustav-Heinemann-Schule und die Henry-Ford-Realschule in den Stadtteilen Chorweiler und Seeberg erhielten jeweils eine Spende in Höhe von 5.000 Euro. Das Geld stammte aus eingeplanten Mitteln für Aktionen und Veranstaltungen der GAG, die aufgrund der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden konnten. Damit waren alle drei Schulen in der Lage, iPads und Laptops für den digitalen Unterricht in Corona-Zeiten anzuschaffen.
Kunst bringt Abwechslung und Hoffnung
In einer Pandemie braucht es aber nicht nur die praktischen Hilfen und zweckmäßige Unterstützung bei den kleinen und großen Dingen des Alltags. In einer Pandemie braucht es auch Abwechslung und Hoffnung. Das wurde erreicht durch kulturelle Angebote und die seit Jahren bewährten Mitmach-Kunstprojekte. Ältere Menschen, Erwachsene, Jugendliche und Kinder in den Quartieren konnten so eine kleine Auszeit von der ungewohnten und anstrengenden Situation nehmen. So wie die Bewohnerinnen und Bewohner der Seniorenwohnanlage Luxemburger Wall/Otto-Fischer-Straße. Gemeinsam mit Kindern und Eltern aus der Nachbarschaft bemalten sie Steine und gestalteten daraus eine im vergangenen Sommer an vielen Stellen zu sehende Steinschlange. Die Idee entwickelten das Seniorennetzwerk Neustadt-Süd und das Sozialpsychiatrische Zentrum Lindenthal. Jede Mieterin und jeder Mieter in den rund 230 Wohnungen der Anlage erhielt ein Anschreiben mit Stein und Steinmalstiften. In den folgenden Wochen wuchs die Schlange Stein um Stein. Am 29. Mai, am „Tag der Nachbarschaft“, wurde das Mitmachkunstwerk dann feierlich eröffnet. Zur Erinnerung wurde die fertige Schlange fotografiert und als Postkarte für die Beteiligten gedruckt. Jugendliche in der Siedlung Neurath in Köln-Höhenhaus fühlten sich dagegen von „Graffiti to go“ angesprochen. Denn auch die Graffiti-Werkstatt, die der Künstler Jo Pellenz dort bereits seit einigen Jahren für die GAG anbietet, musste auf ein kontaktloses Angebot zurückgreifen. Der Künstler entwickelte gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen das To-Go-Konzept: Sie stellten Tüten zusammen, bestückt mit Mal- und Zeichenutensilien und verteilten sie im Freien an Kinder. In jeder Tüte befanden sich zudem Aufgaben für den künstlerischen Nachwuchs. So sollten sie Buchstaben in einer Graffiti-Schriftart zeichnen und ausschneiden, eine Spraydose nachmalen oder eine Comicfigur zeichnen. Ein klassisches Mitmach-Kunstprojekt waren die Zentangles an einer Tiefgaragen-Abfahrt im Kölner Stadtteil Vingst. Eine Woche lang beschäftigen sich die Kinder und Jugendlichen unter Anleitung der Künstlerin Nina Marxen damit – Zeichnungen, die aus Formen mit immer wiederkehrenden Mustern aus einer Kombination aus Punkten, Linien, einfachen Kreisen und Kurven bestehen. Begeistert, mit Abstand und mit Maske machten sich die Kids ans Werk und brachten die bunten Zeichnungen auf der vormals tristen Betonwand auf. Und von Anwohnerinnen und Anwohnern, die zu Fuß oder im Auto die Tiefgarage ansteuerten, gab es bewundernde und lobende Kommentare. Aber auch die Kölnerinnen und Kölner kamen durch die GAG in den Genuss von Kunst und Kultur. Mit virtuellen Ausstellungen in der Kulturkirche Ost holten sie sich anspruchsvolle Kunstwerke direkt ins Wohnzimmer. Sei es der damals erst sieben Jahre alte Mikail Akar, der international für Aufsehen sorgt mit seinen Werken, die Schauspielerin Marianne Rogée, eine Gruppenausstellung mit Kölner Künstlerinnen und Künstler, die sich mit der Schöpfungsgeschichte und ihrer Bedeutung in heutiger Zeit auseinandersetzten, und einige mehr: Auch, wenn reale Galeriebesuche nicht möglich waren, mussten mit Hilfe der GAG niemand auf Kunst und Kultur zu verzichten.
Manege frei für kleine Zirkusfans
Zirkusfreizeiten gehören seit Jahren zum regelmäßigen Angebot der GAG in ihren Siedlungen und Quartieren. Auch unter Corona-Bedingungen und mit Abstand und Maske jonglierten Kinder mit Tellern, bildeten menschliche Pyramiden, legten sich aufs Nagelbett oder präsentierten eine Clownsnummer. Der Kölner Spielecircus und die Zirkusfabrik Kulturarena entwickelten Konzepte, wie Zirkus unter geltenden Abstands- und Hygieneregeln aussehen konnte. Am Ende der Zirkus-Workshops führen sie dann das Gelernte einigen wenigen Eltern und Freunden vor. Oder es wurde ganz aufs Publikum verzichtet. Wichtig war der Effekt, der regemäßig mit diesen Workshops erzielt wird: Die Kinder entwickeln Teamgeist, gewinnen an Selbstbewusstsein, verbessern ihre Motorik und steigern ihr Konzentrationsvermögen. Alles Fähigkeiten, die ihnen im Leben weiterhelfen. Deswegen unterstützt die GAG seit mehreren Jahren solche Projekte. Drei Projekte dieser Art wurden in den Stadtteilen Merheim, Humboldt/Gremberg und Vingst durchgeführt.
Beratung und Hilfe kommt ins Haus
Kurze Wege und eine feste Ansprechpartnerin – mit einem neuen, niedrigschwelligen Projekt unterstützt die GAG ihre älteren Mieterinnen und Mieter. Eine neue Seniorenberaterin von Kölns größter Vermieterin besucht regemäßig GAG-Seniorenwohnanlagen, in denen noch kein anderer sozialer Träger Angebote unterbreitet. Sieben Häuser wurden für den Anfang ausgesucht, in denen die Kontakte aufgrund der Pandemie vorerst nur telefonisch stattfanden. Nach und nach waren dann aber auch persönliche Begegnungen in drei Seniorenwohnanlagen möglich. Zielgruppe sind ältere Menschen, die nicht mehr ganz so mobil sind und nur wenig Erfahrung in der Nutzung digitaler Angebote haben. Beraten und geholfen wird bei individuellen Fragen und Problemen sowie bei Fragestellungen zu Betreuung oder Pflege. Es werden aber auch Kontakte in den Stadtteil vermittelt, zu anderen sozialen Trägern und deren Angeboten oder zu Seniorennetzwerken. Die Vernetzung dieser Arbeit mit der dieser Akteure ist daher ein wichtiger Bestandteil des Projekts. Aber auch die Förderung der Kontakte der Bewohnerinnen und Bewohner untereinander ist ein wichtiges Anliegen. Dadurch sollen die Menschen im Haus angeregt werden, sich mehr untereinander auszutauschen, aber auch Begegnungsmöglichkeiten mit der Welt außerhalb des Hauses zu suchen und zu nutzen. Angeboten wird diese niedrigschwellige Form der Unterstützung in den Seniorenwohnanlagen Frankfurter Straße in Köln-Höhenberg und Homarstraße in Köln-Vingst, und auch in der Knechtstedener Straße in Köln-Nippes fanden bereits Termine vor Ort statt. Ebenfalls auf der Liste, nach wie vor aber nur telefonisch, stehen die Häuser Untere Dorfstraße in Köln-Bocklemünd, Altenhofstraße in Köln-Ossendorf, Am Flachsrosterweg in Köln-Höhenhaus und Luxemburger Straße/Otto-Fischer-Straße in der Innenstadt.
Unterstützung für Zoo und Tierheim
Während des ersten Lockdowns im vergangenen Frühjahr hat die GAG den Kölner Zoo mit einer Spende in Höhe von 11.111 Euro unterstützt. Zoo und GAG gemeinsam haben dann unter dem Motto „Tiere, wie Du sie noch nie gesehen hast“ einen Malwettbewerb ausgerufen. Annähernd 100 kreative Bildern von Kindern zwischen vier und zwölf Jahren sind daraufhin eingegangen. Eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern von GAG und Zoo hat die Kunstwerke mit Lieblingstieren oder Tieren, die die Kinder im Zoo am liebsten besuchen, gesichtet und die Gewinnerinnen und Gewinner gekürt. Prämiert wurden Siegerbilder in drei Altersgruppen. Die GAG zeigte die eingesandten Bilder darüber hinaus in einer Online-Ausstellung auf der Internetseite ihrer Kulturkirche Ost. Ein Herz für Tiere zeigte die GAG noch ein weiteres Mal, nämlich für die im Konrad-Adenauer-Tierheim in Köln-Zollstock. Wie viele andere auf ehrenamtliches Engagement angewiesene Institutionen hat das Tierheim unter der Corona-Pandemie besonders zu leiden. Die GAG größte Vermieterin Kölns und im Stadtteil stark vertreten unterstützte deshalb die Arbeit des Kölner Tierschutzvereins und des Tierheims mit einer Spende in Höhe von 5.000 Euro. Seit mehr als 150 Jahren kümmert sich der Kölner Tierschutzverein 1868 als Träger des Tierheims im Stadtteil um Hunde, Katzen, Kaninchen, Nagetiere, Vögel und andere Tierarten in Not. Rund 200 Tiere leben in der Anlage. Neben den täglichen Kosten für Futter, Strom, Wasser und medizinische Betreuung sind regelmäßige Ausgaben zur Instandhaltung von Zwingern, Gattern und den Betriebsräumen notwendig.