Digitale Lösungen
Kontakte auch in der Pandemie
Unterwegs auf virtuellen Straßen
Streetwork lebt vom persönlichen Kontakt. Doch wie hält man diesen aufrecht, wenn aufgrund einer Pandemie Kontaktbeschränkungen herrschen und Aktionen abgesagt werden müssen? Hassan Fakhir und Roman Friedrich, die beiden Streetworker der GAG, nutzten schnell die Möglichkeiten von Social Media. „Wir haben neue WhatsApp-Gruppen zu bestimmten Themen und für unterschiedliche Communities aufgebaut. Zum Beispiel versorgen wir die Mieterinnen und Mieter mit fundierten Informationen zur Corona-Pandemie“, so Hassan Fakhir. Dafür erstellten die Streetworker sogar Videos. So klärt Roman Friedrich die russische Gemeinde in ihrer Sprache zu den Corona-Maßnahmen auf.
Die neuen Kommunikationswege werden sehr gut angenommen, die Gruppen wachsen stetig. Viele Beiträge werden von den Mitgliedern an Freunde und Bekannte geteilt. Dabei handelt es sich nicht um eine Einbahnstraßenkommunikation. Die Gruppenmitglieder sprechen über ihr Viertel. „Wir bekommen so schnell mit, was die Menschen bewegt und wo sich Konflikte anbahnen. Dann können wir sehr früh intervenieren, trotz Corona“, sagt Hassan Fakhir. Über WhatsApp besprechen sie zudem mit ihren Klientinnen und Klienten Behördengänge und Gerichtstermine, erinnern an Sozialstunden und helfen bei der Jobsuche.
Ganz auf persönliche Kontakte wollen die beiden Streetworker aber nicht verzichten. Trotz der Pandemie machen Hassan Fakhir und Roman Friedrich ihre Rundgänge durch Chorweiler. An den bekannten Jugend-Treffpunkten sprechen sie mit Jugendlichen über ihre Probleme und Sorgen. Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen kommt es in vielen Familien zu Spannungen. Ein weiteres Problem ist die Langeweile. Keine Schule, keine Angebote, kein Sport. Die Jugendlichen wissen nicht, was sie mit ihrer Zeit und sich selbst anfangen sollen. Hier beugen Gespräche präventiv vor und vermitteln neue Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung.
Mittlerweile finden wieder Beratungsstunden unter strengen Hygienebedingungen statt. Die GAG hat in Chorweiler einen beheizten Container an der Göteborgstraße aufgestellt. Eine große Glasplatte in der Mitte des Tischs trennt die Beratungssuchenden und die Streetworker. Es herrscht Maskenpflicht. Auch gemeinsame Behördengänge und die Teilnahme an Gerichtsterminen vor Ort sind wieder möglich. Social Media bleibt aber ein Kanal, der auch nach der Pandemie von Bedeutung bleibt. WhatsApp und Facebook sind niederschwellig und kommen vielen Klienten, die Probleme mit festen Terminen haben, entgegen.
Hausaufgaben mit GAG-Tablets
Integration, Chancengleichheit und friedliches Zusammenleben – das hat sich der Verein Pro Humanitate auf die Fahnen geschrieben. Kinder von Geflüchteten, Zuwanderern, Migranten und Deutschen können nach Porz-Zündorf oder Vingst kommen und zusammen mit den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern spielen, tanzen, Sport treiben – und lernen. Der Verein bietet sowohl eine Hausaufgabenhilfe als auch Einzelförderungen an. Viele der betreuten jungen Flüchtlinge schafften es, sich binnen kurzer Zeit in das Schul- und Berufsleben sowie in die deutsche Gesellschaft zu integrieren.
Der Corona-Lockdown aber brachte die Hausaufgabenhilfe zum Erliegen. PCs und Tablets fehlten in den Haushalten. So fragte der Jugendtreff in Porz-Zündorf bei der GAG an, ob Kölns größte Vermieterin nicht noch ausrangierte Endgeräte besitzt. Und die durchstöberte den Bestand und wurde fündig. Acht gebrauchte Tablets wurden wieder auf Vordermann gebracht und an die Kinder übergeben. Diese konnten dann digital lernen.
Kräuter der Großstadt
Leckere Kräuter wachsen direkt vor der Haustür. Mitten in Köln. Mitten in der Großstadt. Das erleben Kinder, wenn sie mit Judith Grotendorst auf Kräuterentdeckungsreise gehen. Die Kräuterführerin erkundet mit Mädchen und Jungen die Umgebung und zeigt, was viele gerne als Unkraut bezeichnen: Löwenzahn, Sauerampfer, Brennnesseln und Co. Den Kindern macht es unglaublich Spaß, zu suchen, zu erforschen, zu entdecken. Der Sammeltrieb wird geweckt und das Interesse für bessere und natürliche Ernährung befeuert. Außerdem wurden Nachbarschaftsgärten und Hochbeete in Bocklemünd und Buchforst bepflanzt.
Da die Kräuterführungen im Freien stattfinden, konnten sie in der Corona-Pandemie als Freizeitangebot durchgeführt werden. In sechs Siedlungen fanden die Führungen im Sommer statt. Organisiert hatten sie örtliche Träger. Um die geltenden Hygieneregeln einhalten zu können, durften nur zehn Kinder gleichzeitig an den Kräuterführungen teilnehmen. Dem Spaß tat das aber keinen Abbruch.
Lecker macht Spaß
Verderben viele Köche den Brei? Ganz und gar nicht, wenn in der Jugendeinrichtung „Die Villa“ in Volkhoven/Weiler zwei Familien und die Mitarbeitenden gemeinsam kochen. Das pädagogische Kochprojekt soll den Jugendlichen und Eltern ein Gefühl für gesundes Leben und Essen vermitteln. Denn immer mehr Menschen verlieren den Bezug zur richtigen Ernährung. Das zeigen die Zahlen: Etwa jedes siebte Kind zwischen drei und 17 Jahren ist zu dick. Neben Bewegungsmangel sind dafür zu fettige und stark zuckerhaltige Lebensmittel verantwortlich. Deshalb steht der gesamte Kochprozess in der Betrachtung – von der Planung über den Einkauf bis zum Kochen und anschließenden Aufräumen. „Gemeinsames Kochen bietet sich sehr gut an, um miteinander zu reden. Das kennt jeder, in der Küche hat man die besten Gespräche. Und: Selbst gemachtes Essen schmeckt besser“, so Gregor Mink, Leiter der Kinder und Jugendeinrichtung, über das Programm „Lecker macht Spaß“, das die Einrichtung seit 2016 anbietet und das von der GAG gefördert wird.
Doch was tun, wenn wegen des Corona-Lockdowns die Küche geschlossen bleiben muss? Wie den Kontakt halten? Wie zum Kochen animieren? Ganz einfach, über eine Instagram-Kochschule, so die Idee der „Villa“. Abwechselnd bereiteten einzelne Sozialarbeiter oder Sozialarbeiterinnen einfache und kostengünstige Gerichte zu, bebilderten sie oder drehten ein Kochvideo. Dazu gab es das Rezept und die Preisangabe für die Zutaten. Die Eltern und ihre Kinder schauten sich die Videos an und konnten die Gerichte dann zu Hause nachkochen. Einmal gab es Nudeln mit selbstgemachtem Pesto, ein anderes Mal Fladenbrot mit Hackfleisch. In der einen Woche wurde gebacken, in der nächsten ein Salat-Dressing hergestellt. „Wir dachten, was kann jeder nachmachen? Dann legten wir in den eigenen Küchen los“, sagt Holger Steinmann, Sozialarbeiter in der „Villa“, der unter anderem einen cremigen Nudelauflauf kochte. „Gleichzeitig zeigten wir, wir sind weiter für euch da, auch wenn die Villa wegen der Pandemie geschlossen ist.“ Der Kochkurs kam an. Im Schnitt wurden die Kochanleitungen über 100 Mal abgerufen.
Mehr über „Die Villa“ erfahren Sie auch auf unserer Seite Köln.Beste!
Virtuell gärtnern
Vor knapp zehn Jahren entstand durch die GAG und den Verein Querwaldein die Idee, gemeinschaftliche Gartenprojekte für Kinder und Eltern aus strukturschwächeren Stadtteilen zu schaffen. Die Menschen bauen eine emotionale Beziehung zum Garten auf, lernen gesunde Lebensmittel zu schätzen, arbeiten im Team und genießen die Zeit in der Natur und frischen Luft. Seitdem pflegen Kinder, Mütter, Väter, Großeltern und Nachbarn die Gärten, säen, ernten, mähen, pflücken Unkraut oder treffen sich zum Quatschen oder Kochen nach der Gemüseernte.
Das sollte alles durch Corona stillstehen, wichtige Bindungen verloren gehen? Auf keinen Fall, dachte sich der Verein. Kontakt halten und der Austausch über Natur, Gärtnern, Selbermachen und Nachhaltigkeit – das wurde nun mit Videos erreicht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führten virtuelle Rundgänge durch die Gärten und zeigten, wie man Blumenbomben bastelt, Waldgeister schnitzt und vieles mehr. Ein Video ersetzt zwar nicht den Kontakt zum echten Gärtnern, aber der Verein und die Filme zeigen: „Der Garten und wir sind weiter für euch da!“
Die digitale Gartenarbeit ist auf der Mitmach-Plattform von Querwaldein zu finden.
Virtuell kochen
Das Kochprojekt des Kinder- und Jugendhauses Fzwei an der Boltensternstraße in Riehl brachte gesundes Essen auf den Tisch – mit einer sympathischen Idee. Daniel Heimbach, Leiter des Hauses, wollte, dass sich Kinder auch während der Corona-Zeit gut ernähren. Doch viele Familien kochen nicht mehr. Die Kinder werden in den Schulen versorgt. Die Eltern haben entweder keine Zeit zum Kochen oder es nicht gelernt. Deswegen kaufen sie sich etwas auf die Schnelle. Während der Corona-Pandemie fiel die Schulkantine aus; auf den Tisch kam Fast Food.
Daniel Heimbachs Idee: Spaß, Anleitung und Lebensmittelkorb verbinden. Dafür initiierte das Team von Fzwei eine Kochshow, zeichnete diese auf und schnitt mit den Jugendlichen einen Film. Das Video schickte das Team an die Familien in der Siedlung. Gleichzeitig erhielten alle Interessierte einen Lebensmittelkorb mit den Nahrungsmitteln, die im Video verarbeitet wurden. Die Aktion wurde mit Begeisterung angenommen, und die Resonanz bei Eltern, Kindern und Jugendlichen war groß. Das Projekt wurde von der GAG konzeptionell begleitet und finanziell unterstützt.
Jugendzentrum goes digital
„Wie können wir den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen halten, wenn alle Jugendzentren geschlossen sind?“ Diese Frage stellte sich der Sozialpädagoge Daniel Heimbach. In seinem Kopf reifte die Idee eines digitalen Jugendzentrums. Als Erstes füllte er die Seite der Jugendzentren Köln mit Spiel- und Basteltipps für Zuhause. Dann wurden Jugendliche, die soziale Medien nutzen, eingeladen, über den Online-Dienst „Discord“ zu chatten, per Videotool miteinander zu sprechen oder sich mit ihren Themen und Fragen direkt an die Sozialpädagoginnen und -pädagogen zu wenden. Auch eine Hausaufgabenhilfe wurde über die digitalen Kanäle aufgebaut. So konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Jugendlichen und Kinder beim Homeschooling unterstützen.
Das Angebot wurde sehr gut von den Jugendlichen angenommen. Die nächste Idee: ein täglicher Live-Stream. Montags bis freitags bieten die Pädagoginnen und Pädagogen aus verschiedenen Zentren über den Stream Quiz-Spiele und Zirkusangebote an, rappen mit den Jugendlichen, spielen ein interaktives Spiel, geben Online-Workshops oder machen Yoga. Gesendet wird vom Kölner Jugendpark unter der Zoobrücke. Vor der Kamera sitzen maximal zwei Personen. Auf den Mindestabstand wird geachtet. Mittlerweile nehmen über 50 Einrichtungen am digitalen Jugendzentrum teil.
„Das digitale Angebot soll und kann natürlich nicht die direkte und persönliche Arbeit mit den Jugendlichen ersetzen“, sagt Daniel Heimbach. „Aber gerade jetzt kann es sie wunderbar ergänzen.“ Kontakt zur GAG hatte der Sozialpädagoge schon seit Jahren durch seine frühere Arbeit im Jugendzentrum an der Boltensternstraße. So kam der Gedanke zu einer Förderung des Projektes durch die GAG, die auch im nächsten Jahr weiterlaufen soll. Das Projekt: eine Lichtinstallation aus LED-Leuchten. Jugendliche sollen die Installation konzipieren, aufbauen und zu einem interaktiven Erlebnis machen. Die Installation wird dann in der Einrichtung im Jugendpark gezeigt. Über einen QR-Code können dann später Besucherinnen und Besucher die Installation bedienen und werden so aktiv, aber auch ein Teil des Projektes.
Virtuelle Schreibwerkstatt
Schreiben kann man überall. Sich über das Geschriebene austauschen nicht. Insbesondere, wenn die Autorinnen es gewohnt sind, mit Stift und Papier zu schreiben und sich die Texte dann vorzulesen. Seit drei Jahren treffen sich fünf bis zehn Frauen alle zwei Wochen in einer Seniorenwohnanlage der GAG, schreiben und besprechen ihre Texte. Angeleitet werden sie von Buchautorin und Schreibcoach Claudia Satory. Für die Frauen ist die Schreibwerkstatt ein Ort, sich mit ihrer Vergangenheit zu beschäftigen und aktuelle Themen zu behandeln. Und eine willkommene Abwechslung im Leben.
In der Corona-Pandemie entstand die Idee, die Diskussionen per Videokonferenz stattfinden zu lassen. Leichter gesagt, als getan. Denn die Autorinnen sind meist schon etwas älter und verfügten weder über einen Rechner noch über Erfahrung mit Videotools. So machte die GAG den Vorschlag, jede Autorin mit einem Tablet auszustatten. Einer der Sozialarbeiter richtete die Geräte ein und erklärte die Funktion von Videokonferenzen, sodass die Schreibwerkstatt jetzt digitalisiert ist.
Das Ergebnis ist ein analoges Buch, „Dem Leben auf der Spur“, prall gefüllt mit Geschichten aus dem Leben, das die Mitglieder der Schreibwerkstatt stolz signiert haben und das natürlich auch virtuell anzuschauen ist.
15.000 Euro für die Digitalisierung
Digital ist das Zauberwort in Corona-Zeiten für kontaktlose Alternativen zu risikobehafteten Begegnungen. Auch und vor allem in der Bildung. In Chorweiler hat die GAG Immobilien AG diesen Alternativen nun einen kräftigen Schub verliehen. Jeweils 5.000 Euro überreichte der damalige GAG-Vorstandsvorsitzende Uwe Eichner (2. v. l.) an die Schulleiter (v. l.) Rolf Grisard (Heinrich-Böll-Gesamtschule), Andreas Malm (Gustav-Heinemann-Schule) und Markus Jansen (Henry-Ford-Realschule). Die Spende stammt aus eingeplanten Mitteln für Aktionen und Veranstaltungen der GAG, die aufgrund der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden konnten.
Genutzt wird das Geld zur Verbesserung der digitalen Ausstattung an den drei Schulen in Chorweiler und Seeberg. Übereinstimmend kündigten die Schulleiter an, von der Spende iPads und Laptops für den digitalen Unterricht in Corona-Zeiten anzuschaffen. Für die GAG mit ihren rund 1.200 Wohnungen in Chorweiler-Mitte und weiteren rund 1.200 Wohnungen in den angrenzenden Stadtteilen ist Unterstützung für die Bildung ein wichtiger Baustein ihrer Unternehmensstrategie.