Integriertes Quartierskonzept Kannebäckersiedlung
Der Blick aufs große Ganze

Mit Modernisierungen kennt die GAG Immobilien AG sich seit Jahrzehnten aus. Die dabei gewonnenen Erfahrungen nutzt sie mittlerweile, um den Fokus nicht nur auf die baulichen und technischen Aspekte zu legen. Der Blick aufs große Ganze ermöglicht die Betrachtung des gesamten Quartiers, seiner Potenziale und seiner Schwächen. Die Kannebäckersiedlung in Humboldt/Gremberg ist ein gelungenes Beispiel, wo neben der baulichen Modernisierung weitere Handlungsfelder identifiziert wurden, mit denen das Quartier gestärkt und zukunftssicher gemacht wird. In Verbindung mit geänderten Förderbestimmungen des Landes Nordrhein-Westfalen entstand so ein Leuchtturmprojekt, das im Frühjahr 2019 als Bestandteil der Modernisierungsoffensive „Besser Wohnen – Zu Hause im Quartier“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen vorgestellt wurde.
Die Ausgangslage
Die Kannebäckersiedlung wurde zwischen 1967 und 1970 als reines Wohnquartier errichtet und besteht fast komplett aus Geschosswohnungsbau. Prägend für das Quartier sind massive und in Betonfertigteilbauweise erstellte drei- bis achtgeschossige Gebäude mit Flachdach. Passend zur damaligen Zeit mit der Fokussierung aufs Auto prägen großzügige Garagenhöfe und breite Straßen das Quartier. Der Wohnungsmix ist nicht sehr ausgeprägt, überwiegend befinden sich dort Drei-Zimmer-Wohnungen. Aufgrund ihrer Lage zwischen Eisenbahnstrecke, Autobahnzubringer und weiteren Hauptverkehrsstraßen ist die Kannebäckersiedlung sehr isoliert und hat nur wenige Anknüpfungspunkte an die Umgebung. Derzeit leben hier überdurchschnittlich viele ältere Menschen, aber auch sehr viele Familien mit Kindern.
Potenziale und Schwächen
Das Portfoliomanagement der GAG hat das Quartier eingehend untersucht und analysiert. Den Schwächen im baulichen Zustand, dem Wohnungsmix, der isolierten Lage und der Infrastruktur stehen eine Reihe von Potenzialen gegenüber, wie beispielsweise die Nähe zum Campus Deutz der TH Köln, der hohe Grünflächenanteil im Quartier und in der Umgebung, die Anbindung an ein Nahversorgungszentrum oder die positive Haltung der Mieterinnen und Mieter zu „ihrer“ Siedlung.
Mit dem integrierten Quartiersentwicklungskonzept wurden Potenziale der Siedlung gehoben, die bei einer reinen Modernisierung ungenutzt geblieben wären.
Verena Naßhoven, Portfoliomanagerin
Konzept und Handlungsfelder
Die Ergebnisse der umfassenden Siedlungsanalyse flossen in ein Integriertes Quartiersentwicklungskonzept (IQK) für die Kannebäckersiedlung. Das sieht im Wesentlichen vier Handlungsfelder vor:
- Modernisierung, Neubau, Aufstockung, Nachverdichtung
- Soziales
- Energie und Umwelt
- Freiflächen
Die Umsetzung
Im Zuge einer energetischen Modernisierung werden rund 800 von den vorhandenen mehr als 900 Wohnungen modernisiert. Sie erhalten neue Fenster, Fassade sowie Kellerdecke und Dach werden wärmegedämmt. Darüber hinaus werden Hauseingangstüren und Eingangsvordächer erneuert. Mit diesen Arbeiten hat die GAG bereits 2016 begonnen.
Um dringend benötigten neuen Wohnraum zu schaffen, werden im Quartier insgesamt 214 neue Wohnungen gebaut. Errichtet werden Ein-, Zwei- und Vier-Zimmer-Wohnungen, die den bisherigen Wohnungsbestand mit überwiegend Drei-Zimmer-Wohnungen sinnvoll ergänzen. Der überwiegende Teil davon ist öffentlich gefördert und barrierefrei, einige sind für Seniorenwohnen vorgesehen. Neben dem Bau neuer Wohngebäude finden auch Aufstockungen auf bestehenden Gebäuden statt, wodurch 45 neue Wohnungen für Studierende entstehen. Außerdem geplant sind eine Tageseinrichtung für ältere Menschen, eine viergruppige Kindertagesstätte, eine Demenz-WG, Wohnungen für Taubblinde und ein Quartierstreff.
Saubere Energie und bessere Infrastruktur
Grundlegend erneuert wird auch die Stellplatzsituation in der Kannebäckersiedlung. Statt der bislang vorhandenen Garagenhöfe werden zwei Hochgaragen am südwestlichen und am südöstlichen Rand der Siedlung mit insgesamt 173 Plätzen sowie zwei Tiefgaragen mit 147 Stellplätzen errichtet. Dazu kommen weitere neue Parkplätze im Quartier. Rund 800 neue Abstellplätze werden außerdem für Fahrräder geschaffen – an kleineren Sammelstellen im ganzen Quartier, in den neuen Hoch- und Tiefgaragen sowie in zahlreichen bislang als Müllraum genutzten Kellerräumen. Dabei sind Stellplätze für Lastenräder ebenso in den Planungen enthalten wie eine Ladesäule für Elektrofahrzeuge. Für einen umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Umgang mit Energie werden in den Neubauten Blockheizkraftwerke und Photovoltaikanlagen eingebaut, mit denen der GAG-Mieterstrom Veedel Energie produziert wird.
Weiter gestärkt wird der Radverkehr vor Ort auch durch die bessere Vernetzung der Radwege im Quartier mit der Umgebung. Die Schaffung neuer Wegeverbindungen und Erleichterungen beim Überqueren von Straßen durch die klare Kennzeichnung und Absenkung von Bordsteinen bieten weitere Vorteile auch für Fußgänger. Dazu werden die Außenanlagen erneuert und deutlich aufgewertet. Diese Maßnahmen werden in enger Abstimmung mit der Stadt Köln geplant und durchgeführt. Durch eine Kooperation mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) werden außerdem eine Reihe von ökologischen Projekten, z. B. das Anbringen von Nistkästen im Außenbereich oder die Schaffung von Nistlöchern in den Hausfassaden, durchgeführt. Dabei sollen auch die Mieterinnen und Mieter aktiv mit eingebunden werden. Weitere Aktivitäten zur Stärkung und Aktivierung von Nachbarschaften sind ebenfalls vorgesehen. Entsprechende Wünsche und Bedarfe wurden zuvor in einer Mieterbefragung ermittelt.
Fertigstellung 2023
Dieses Bündel an unterschiedlichen Maßnahmen für die Kannebäckersiedlung ist bereits seit einiger Zeit in der Umsetzung. Bis 2023 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. Das Integrierte Quartiersentwicklungskonzept und der Blick aufs große Ganze haben dann die etwas vergessen wirkende Kannebäckersiedlung in ein zukunftsfähiges Quartier gewandelt.