Kunst und Kultur für Köln
Menschen zusammenbringen
Euer Song für Köln
Zum vierten Mal veranstaltete die GAG den Wettbewerb „Euer Song für Köln“ und rief Nachwuchsmusikerinnen und -musiker auf, ihre Songs und Lieder einzureichen. Mit mehr als 100 Einsendungen war die Resonanz so groß wie noch nie. Doch nicht nur von der Menge her hatte die Jury bei der Vorauswahl viel zu bewältigen: Die Qualität der Beiträge war ebenfalls auf einem hohen Niveau, und die musikalische Bandbreite reichte von Rap, Soul und Reggae über typische kölsche Krätzjer bis hin zu Pop und Rock. Im Vorfeld fiel die Wahl auf zehn Interpreten und Gruppen, die im Finale um den Sieg spielten: Scharmöör, Manuta, bunterHungk, Wat ess!?, Sprinter, Jürgen Schockmann, Und wieder Oktober, Mathias Nelles, Max Madjé und Chanterella. Schauplatz für die Auftritte der Finalisten war wieder die Volksbühne am Rudolfplatz, auch bekannt als früheres Millowitsch-Theater. Ein Act nach dem anderen betrat die Bühne und wurde danach mit zum Teil frenetischem Applaus wieder verabschiedet.
Nachdem die letzten Künstler ihren Auftritt beendet hatten, begann das große Warten. Neben einem Online-Voting hatten auch Publikum und Jury die Möglichkeit, die einzelnen Beiträge zu bewerten und Punkte abzugeben. Während die Zuschauerinnen und Zuschauer auf Stimmkarten ihre Favoriten ankreuzten, diskutierte die Jury, bestehend aus Miljö-Sänger Mike Kremer, Dr. Heike Sauer von der Hochschule für Musik und Tanz, Michael Kokott, Leiter des Jugendchors St. Stephan, Alexander Klaus vom Music Store, Musikredakteur Sebastian Stein von der Kölner Illustrierten und GAG-Pressesprecher Jörg Fleischer, über Stärken und Schwächen der einzelnen Auftritte. Bewertet wurden dabei Kategorien wie „Musikalität“ oder „Kölnbezug“. Nachdem Moderator Linus zum Schluss alle Interpretinnen und Interpreten des Abends auf die Bühne geholt hatte, verkündete er das Endergebnis aus Online-Voting, Publikumsentscheidung und Jurybewertung: Der dritte Platz ging an Mathias Nelles, der das Votum mit großer Freude und einem hochroten Kopf quittierte. Scharmöör feierten ihren zweiten Platz mit einer Becker-Faust. Und Platz eins ging – eine Überraschung war das zu diesem Zeitpunkt nicht mehr – an Wat ess!? Mit ihrer rockigen Ballade „Wenn et Kölle nit jöv . . .“ spielte sich die Band in die Herzen der Fans, des Publikums und der Jury und wurde verdient Sieger von „Euer Song für Köln“ 2019.
Kulturkirche Ost
Sie hat sich zu einem Geheimtipp für Kulturliebhaber im Rechtsrheinischen entwickelt: die Kulturkirche Ost. Seit 2012 finden in Köln-Buchforst neben Gottesdiensten der evangelischen Kirchengemeinde vielfältige, von der GAG organisierte Veranstaltungen statt – mehr als 30 alleine im Jahr 2019. Wortakrobaten, Jazzvirtuosen, Bildschaffende, Philosophen und auch GAG-Bewohner zeigten ihre Kunst in der futuristischen Pyramide, die von den Architekten Georg Rasch und Winfried Wolsky gestaltet wurde. Und auch Cineasten kamen auf ihre Kosten. In den Ausstellungen setzt sich die Kulturkirche Ost immer wieder mit gesellschaftlichen Themen auseinander. So zeigte die Ausstellung „Menschen auf der Flucht“ in 30 Fotografien bewegend, was Leben auf der Flucht bedeutet. Weitere Ausstellungen präsentierten unter anderem Werke von Irmel und Felix Droese, Porträts der Frankfurterin Malerin Alexandra Birschmann, Gemälde von Bettina Mauel, Jo Oberhäuser & Dmitrij Dihovichnij sowie Hendrina Krawinkel oder die Polit-Arche von der Künstlergruppe Barrio Latino, die sich mit einer globalisierten Ökonomie, Ausbeutung und Zerstörung der Erde auseinandersetzt. Nicht nur die Augen, sondern auch die Ohren bekamen in dem unter Denkmalschutz stehenden Kulturort Futter. Klaus, der Geiger, und Marius Peters entfalten ihr generationenübergreifendes Verständnis von Jazz (die beiden Musiker trennt ein Altersunterschied von 50 Jahren) und beweisen, dass Jazz durchaus politisch sein kann. Weniger politisch, aber nicht weniger virtuos verbanden Schlagzeugerlegende Willy Ketzer und sein Partner Tobias Sudhoff Jazz-, Pop- und Wortspiel in ihrem Programm „Am Grab gibt’s keine Steckdose“. Weitere grandiose Jazzauftritte lieferten unter anderem Jose Enrique Chirinos, das Giotto Roussies Trio oder Mark Gierling & Band. Eine französische Variante des Jazz, den Chanson, zelebrierte das Sextett Saitomortale. Freunde des Chorgesangs fanden sich in der Kulturkirche Ost zum Chorkonzert „La Nuit“ der deutsch-französischen Chöre Köln und Aachen oder bei den Chören Funtasia und Go East Gospel ein. Wer nur den Klängen des gesprochenen Wortes lauschen wollte, folgte dem „Unglaublichen Heinz“. Der Comedian und gelernte Mediziner Heinz Gröning philosophierte in seinem Programm „Jammern verboten“ über die allgegenwärtige Klagelust in unserer Gesellschaft. Der Philosoph Markus Melchers beschäftigte sich mit den Fragen: „Was ist Natur?“ oder „Was ist Aufmerksamkeit?“ Eine fortlaufende Programmreihe bildet auch das sogenannte Vorstadtkino. Unter dem Titel laufen über das Jahr hinweg anspruchsvolle Arthouse-Filme wie beispielsweise „In einem Jahr mit 13 Monden“ von Rainer Werner Fassbinder oder der Defa-Film „Die Schlüssel“ von Egon Günther.
Erinnerung an Wilhelm Riphahn
Der Architekt Wilhelm Riphahn gehörte zu den herausragenden Architekten in Köln. In den Anfangsjahren der GAG entwarf er viele der noch heute bekannten historischen Siedlungen von Kölns größter Vermieterin. Seinen 130. Geburtstag und das viel beachtete Bauhaus-Jubiläum nahm die GAG zum Anlass, im vergangenen Jahr das Werk und das Wirken von Wilhelm Riphahn besonders zu würdigen. In vielerlei Hinsicht prägte Riphahn das Kölner Stadtbild. Ihm ist es zu verdanken, dass der soziale Wohnungsbau in Köln zu Beginn des 20. Jahrhunderts wesentlich von Ideen der Bauhaus-Strömung geprägt wurde. Zu seinen bedeutenden Bauwerken gehören die Bastei, die Oper, das Kölner Schauspielhaus oder die Sartory-Säle. Aber auch eine große Anzahl von Wohnsiedlungen im links- und rechtsrheinischen Köln gehen auf ihn zurück. Den Auftakt seines Wirkens im Kölner Siedlungsbau bildet die Mitarbeit an der GAG-Siedlung Bickendorf I ab 1913, wobei diese noch nicht auf seine eigenen Entwürfe zurückgeht. Riphahn trat hier als Partner des Architekten Caspar Maria Grod auf, der die kleinen Arbeiterhäuser entwickelt hatte, die für die Straßen entlang des Grünen Brunnenwegs typisch sind: Einfamilienhäuser mit Gärten, die zunächst vermietet wurden, langfristig aber in den Besitz der Mieter übergehen sollten. „Lich, Luff un Bäumcher“ (kölsch für „Licht, Luft und Bäumchen“) war das Motto des Siedlungsbaus in dieser Zeit. Riphahn wurde zum Hausarchitekten der GAG. Er widmete sich intensiv dem sozialen Wohnungsbau, in den er Elemente einfließen ließ, die für die damalige Zeit revolutionär waren: zum Beispiel parkähnliche, begrünte Innenhöfe, in denen die Menschen sich nach Feierabend aufhalten und entspannen konnten, außerdem Loggien, zum Teil sogar Dachterrassen. Mit Designelementen im Bauhaus-Stil verlieh er den Siedlungen einen markanten Charakter und achtete auch darauf, durch kleine Variationen eine Eintönigkeit der Häuserreihen zu verhindern. Zu den bekannten GAG-Siedlungen von Wilhelm Riphahn gehören unter anderem die Rosenhofsiedlung, die Märchensiedlung, der Grüne Hof, der Blaue Hof oder die Weiße Stadt. Vor Ort erlebten zahlreiche Teilnehmer die Besonderheiten der Riphahn-Siedlungen bei Führungen durch die Quartiere in den Stadtteilen Bickendorf, Buchforst und Zollstock. Ausstellungen mit historischen Architekturfotos der bekannten Fotografen Werner Mantz und Hugo Schmölz zeigen die Wohnsiedlungen in ihrer Anfangszeit. Höhepunkt des Riphahn-Gedenkens war ein „Fest der Baukultur“ in der Kulturkirche Ost in Köln-Buchforst ein. Neben einem bunten Programm mit Livemusik verfolgten die Gäste auch eine Expertenrunde zum Thema „Bezahlbares Wohnen damals und heute“. Unter der Moderation der Kölner Architekturhistorikerin Dr. Ute Fendel diskutierten GAG-Vorstand Kathrin Möller, Stadtkonservator Dr. Thomas Werner, die frühere Dombaumeisterin Prof. Barbara Schock-Werner und der Mülheimer Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs.