"Wir dürfen gar nix"
Unter besonderer Beobachtung: der Einkauf der GAG
Bis vor einigen Jahren vergab jede Abteilung in der GAG ihre Aufträge selbst. In naher Zukunft wird das die Abteilung Einkauf komplett übernehmen. Für das Unternehmen, Mieter und Partner ein Gewinn an Transparenz und Professionalität, für die Einzelabteilungen jedoch ein Verlust an Eigenständigkeit. Klappt der Umbau ohne Widerstände?
In seinem Büro hängen sie längst. Und bald auch im Flur davor und in den Zimmern seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Ich finde diese 11 Jebote optisch sehr gelungen“, sagt Christoph Hermsen, Leiter der Abteilung Einkauf. „Und es ist gut, wenn man sie immer vor Augen hat.“
Die „11 Jebote“ sind die kölsche Kurzform des Verhaltenskodex‘, den jeder GAG-Angestellte unterschrieben hat. „Bei uns weed keiner övver dä Desch jetrocke“*, besagt beispielsweise Regel Nummer eins, und Regel zwei: „Mer klüngele un bedrieße nit.“**
Praktisch benötigt kein Angehöriger der 2009 eingerichteten und seitdem beständig wachsenden Abteilung diese Erinnerungsstütze. Denn für sie gelten noch schärfere Regeln (siehe Einkaufskodex der GAG) als für ihre übrigen Kollegen in der GAG. Sie lassen sich in einem Satz zusammenfassen: „Wir dürfen gar nix.“ Ein angebotenes Tässchen Espresso ist ebenso Tabu wie Weihnachtspräsente, Einladungen zu Kultur- oder Sportveranstaltungen werden dankend abgelehnt. „Wir leben sehr, sehr gut mit dieser Regelung“, sagt Hermsen. „Das Thema Angreifbarkeit ist seitdem völlig vom Tisch.“
Wer mit uns ins Geschäft kommen will, muss unsere Regeln akzeptieren.
In Köln stößt solch betont korrektes Verhalten nicht immer auf Verständnis. Comedian Tom Gerhardt ist nicht der einzige, der die Stadt aufgrund ihres berühmt-berüchtigten Klüngels als das „deutsche Neapel“ bezeichnet. „Köln ist eine besondere Stadt“, sagt Hermsen, gebürtiger Junge des Ruhrpotts und Wahl-Leverkusener. „Die Menschen hier sind untereinander ungewöhnlich eng verbunden. Aber wer mit uns ins Geschäft kommen will, muss unsere Regeln akzeptieren.“
Auch die Kollegen brauchten eine Weile, sich auf die strenge Marschrichtung einzulassen, räumt Hermsen offen ein. Er wertet das als ganz normalen Prozess: „Vertrauen aufzubauen, das dauert eben.“ Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass ein zentraler und spezialisierter Einkauf nicht nur Kosten spart (vier bis fünf Prozent), sondern auch Entscheidungsprozesse transparenter und nachvollziehbarer macht. Den Wirtschaftsprüfer, der die Arbeit der GAG mindestens einmal im Jahr unter die Lupe nimmt, freut’s. Hermsen: „Diese Prüfung nicht nur unbeschadet, sondern mit Lob zu bestehen, das ist unser Anspruch.“ Bisher hat das immer geklappt.
__________________________________________________
* „Bei uns wird keiner über den Tisch gezogen.“
** „Wir klüngeln und betrügen nicht.“